310.000 Sattelrobben Opfer unkontrollierter Jagd - Kanada stellt die Uhren zurück Ottawa/Hamburg (ots) - IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) DNR (Deutscher Naturschutz-Ring) und GSM (Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere) VIER PFOTEN Pro Wildlife Ein ebenso trauriger wie dubioser Rekord: Rund 310.000 Sattelrobben mussten bei der kommerziellen kanadischen Robbenjagd dieses Jahres ihr Leben lassen. So viele wie zuletzt vor Jahrzehnten: im Jahr 1967. Selbst in den schwarzen 70er Jahren, als Tierfreunde in Europa und den USA gegen diese Barbarei auf die Barrikaden gingen, belief sich die alljährliche Todesbilanz auf nur etwa die Hälfte. Obwohl die Quote bereits Ende April überschritten war, war die Jagdsaison 2002 verlängert und erst am vergangenen Wochenende beendet worden. Mit Billigung der Regierung hatte der zuständige Fischereiminister bei der Robbenjagd 2002 die vorher getroffenen offiziellen Beschlüsse kurzerhand außer Kraft gesetzt: Die Quote mit einem Limit von 275.000 Sattelrobben galt nicht mehr. Die Regierung verzichtete auch auf die Anwendung der bestehenden Vorschriften für die Robbenjagd, die Marine Mammal Regulations, und entließ sich aus ihrer Verantwortung. Stattdessen signalisierte Fischereiminister Robert Thibault dem Parlament und den Medien, dass er die Fangquote für nächstes Jahr weiter heraufsetzen werde. Dabei lag diese Quote bereits weit über der Zahl, die der Bestand nach einer Hochrechnung von Wissenschaftlern des Fischereiministeriums verkraften kann. "Das wären 257.000 Robben gewesen. Wenn man die Standards der Wissenschaftler aus den benachbarten USA zugrunde gelegt hätte, dürfte die Ziffer im Rahmen einer verträglichen Nutzung sogar nur bei 156.000 liegen," erklärt die Kanadierin Rebecca Aldworth vom IFAW (Inter-nationaler Tierschutz-Fonds), die aus Neufundland stammt, dem Zentrum der Robbenjagd. "Was sind die Aussagen einer Regierung wert, die die Rate, die noch verträglich sein soll, sehr hoch ansetzt, die empfohlene Quote dann um 18.000 Tiere erhöht, sie sodann überschreitet und schließlich ankündigt, dass man sie demnächst noch weiter heraufsetzen wird?", klagt die Kanadierin. Doch damit nicht genug: Videoaufnahmen des IFAW und Befunde einer Gruppe internationaler, unabhängiger Veterinäre belegen, dass 42 Prozent der Robben nicht einmal tot waren, als sie gehäutet wurden. "Es ist skandalös, dass in einem so fortgeschrittenen Land wie Kanada Hunderttausende von hilflosen Robbenwelpen abgeschlachtet und vielfach lebendig gehäutet werden. Hier werden selbstverständliche Grundsätze des Tierschutzes aufs Gröbste missachtet," sagt der Meeresexperte Dr. Ralf Sonntag von "VIER PFOTEN". Immer noch weitgehend im Dunkeln bleibt, was mit Robbenfellen und Fett geschieht. Angeblich besteht eine große Nachfrage nach Robbenprodukten. Aber wo? Nach Angaben der Vereinigung der Robbenjäger gelangen etliche Robbenprodukte wie Felle und Fett auch nach Deutschland. Untersuchungen hierzu sind eingeleitet. Verwässerungen statt Verbesserungen: Unzulängliche Vorschriften für die Robbenjagd Für das Jahr 2001 hatte das Fischereiministerium Abänderungen der Marine Mammal Regulations angekündigt. Kanadische Tierschutz-Organisationen drängten darauf, dass Verbesserungen vorgenommen werden. Ihre Vorschläge wurden nicht berücksichtigt. Stattdessen gibt es weitere Verwässerungen oder Ausweitungen. Beispiele: * Wenn ein Robbenjäger auf eine Robbe geschossen hat, soll er sich "in angemessener Zeit" vergewissern, dass das Tier tot ist. Das Regelwerk sagt nicht, was "in angemessener Zeit" bedeutet. Nach Ansicht des IFAW müsste er dies "unmittelbar" nach dem Schießen leisten. So aber stünde es ihm frei, zunächst noch auf andere Robben zu schießen und die Leidenszeit der ersten Opfer unnötig zu verlängern. * Die Neufassung erlaubt dem Robbenjäger, "entweder" das Fell "oder" den Kadaver anzulanden. Dies legitimiert die bis jetzt verbotene, aber immer wieder angewendete Praxis, nur die Felle mitzunehmen und die mehreren Hunderttausend Kadaver im Meer zu entsorgen. * Große Schiffe werden wieder zugelassen. Dies würde die Jagd auf noch mehr Robben fördern. Große Schiffe waren seit 1987 verboten. * Das Verbot, "Bluebacks" (die Jungen der relativ seltenen Robben-Art Klappmütze) zu töten, soll gänzlich fallen. Gemeinsame Aktionen Zusammen mit dem IFAW stellen die Tier- und Umweltschutz-Organisationen DNR (Deutscher Naturschutzring, der Dachverband von fast 100 im Natur- und Umweltschutz in Deutschland tätigen Verbänden) mit GSM, "VIER PFOTEN" sowie "Pro Wildlife" fest, dass * die Robbenjagd mit unvorstellbaren Grausamkeiten verbunden ist. Immer wieder werden Tiere lebend gehäutet. Der IFAW hat dem Fischereiministerium in den letzten Jahren Videos mit Beweismaterial für mehr 600 Verstöße gegen das Gesetz übergeben. Nicht in einem einzigen Fall ist bisher Anklage erhoben worden. * die Entscheidung der kanadischen Regierung, die Jagd in diesem Jahr auszuweiten, wissenschaftliche Empfehlungen missachtet ebenso wie die internationale öffentliche Meinung. Zudem ignoriert sie die eigene (kanadische) Aufsicht über die Robbenjagd und die Verantwortung dafür. * die Zahl der getöteten Tiere höher liegt als die Statistik ausweist. Es handelt sich um Tiere, die durch Schüsse verwundet wurden, aber verletzt ins Wasser entkommen und dort verenden. * die offizielle Fangquote nicht berücksichtigt, dass auch jedes Jahr mindestens 25.000 Robben als Beifang in Netzen der kanadischen Fischerei ums Leben kommen * die Quote ebenfalls nicht berücksichtigt, dass auch Grönland dieselbe Population der Sattelrobben bejagt. Die Organisationen werden die kanadische Regierung auffordern, ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Verantwortung für Tier- und Umweltschutz auch bei der kommerziellen Robbenjagd nachzukommen, und die Europäer zu unterstützenden Aktionen aufrufen. ots Originaltext: VIER PFOTEN e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=17477 Weitere Infos und Fotos bei: Ulrich Schnapauff /IFAW 040-5554434, Andreas Dinkel-meyer /IFAW 040-866500-15, Dr. Ralf Sonntag/"Vier Pfoten" 0171-4904829310.000 Sattelrobben Opfer unkontrollierter Jagd - Kanada stellt die Uhren zurück Ottawa/Hamburg (ots) - IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) DNR (Deutscher Naturschutz-Ring) und GSM (Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere) VIER PFOTEN Pro Wildlife Ein ebenso trauriger wie dubioser Rekord: Rund 310.000 Sattelrobben mussten bei der kommerziellen kanadischen Robbenjagd dieses Jahres ihr Leben lassen. So viele wie zuletzt vor Jahrzehnten: im Jahr 1967. Selbst in den schwarzen 70er Jahren, als Tierfreunde in Europa und den USA gegen diese Barbarei auf die Barrikaden gingen, belief sich die alljährliche Todesbilanz auf nur etwa die Hälfte. Obwohl die Quote bereits Ende April überschritten war, war die Jagdsaison 2002 verlängert und erst am vergangenen Wochenende beendet worden. Mit Billigung der Regierung hatte der zuständige Fischereiminister bei der Robbenjagd 2002 die vorher getroffenen offiziellen Beschlüsse kurzerhand außer Kraft gesetzt: Die Quote mit einem Limit von 275.000 Sattelrobben galt nicht mehr. Die Regierung verzichtete auch auf die Anwendung der bestehenden Vorschriften für die Robbenjagd, die Marine Mammal Regulations, und entließ sich aus ihrer Verantwortung. Stattdessen signalisierte Fischereiminister Robert Thibault dem Parlament und den Medien, dass er die Fangquote für nächstes Jahr weiter heraufsetzen werde. Dabei lag diese Quote bereits weit über der Zahl, die der Bestand nach einer Hochrechnung von Wissenschaftlern des Fischereiministeriums verkraften kann. "Das wären 257.000 Robben gewesen. Wenn man die Standards der Wissenschaftler aus den benachbarten USA zugrunde gelegt hätte, dürfte die Ziffer im Rahmen einer verträglichen Nutzung sogar nur bei 156.000 liegen," erklärt die Kanadierin Rebecca Aldworth vom IFAW (Inter-nationaler Tierschutz-Fonds), die aus Neufundland stammt, dem Zentrum der Robbenjagd. "Was sind die Aussagen einer Regierung wert, die die Rate, die noch verträglich sein soll, sehr hoch ansetzt, die empfohlene Quote dann um 18.000 Tiere erhöht, sie sodann überschreitet und schließlich ankündigt, dass man sie demnächst noch weiter heraufsetzen wird?", klagt die Kanadierin. Doch damit nicht genug: Videoaufnahmen des IFAW und Befunde einer Gruppe internationaler, unabhängiger Veterinäre belegen, dass 42 Prozent der Robben nicht einmal tot waren, als sie gehäutet wurden. "Es ist skandalös, dass in einem so fortgeschrittenen Land wie Kanada Hunderttausende von hilflosen Robbenwelpen abgeschlachtet und vielfach lebendig gehäutet werden. Hier werden selbstverständliche Grundsätze des Tierschutzes aufs Gröbste missachtet," sagt der Meeresexperte Dr. Ralf Sonntag von "VIER PFOTEN". Immer noch weitgehend im Dunkeln bleibt, was mit Robbenfellen und Fett geschieht. Angeblich besteht eine große Nachfrage nach Robbenprodukten. Aber wo? Nach Angaben der Vereinigung der Robbenjäger gelangen etliche Robbenprodukte wie Felle und Fett auch nach Deutschland. Untersuchungen hierzu sind eingeleitet. Verwässerungen statt Verbesserungen: Unzulängliche Vorschriften für die Robbenjagd Für das Jahr 2001 hatte das Fischereiministerium Abänderungen der Marine Mammal Regulations angekündigt. Kanadische Tierschutz-Organisationen drängten darauf, dass Verbesserungen vorgenommen werden. Ihre Vorschläge wurden nicht berücksichtigt. Stattdessen gibt es weitere Verwässerungen oder Ausweitungen. Beispiele: * Wenn ein Robbenjäger auf eine Robbe geschossen hat, soll er sich "in angemessener Zeit" vergewissern, dass das Tier tot ist. Das Regelwerk sagt nicht, was "in angemessener Zeit" bedeutet. Nach Ansicht des IFAW müsste er dies "unmittelbar" nach dem Schießen leisten. So aber stünde es ihm frei, zunächst noch auf andere Robben zu schießen und die Leidenszeit der ersten Opfer unnötig zu verlängern. * Die Neufassung erlaubt dem Robbenjäger, "entweder" das Fell "oder" den Kadaver anzulanden. Dies legitimiert die bis jetzt verbotene, aber immer wieder angewendete Praxis, nur die Felle mitzunehmen und die mehreren Hunderttausend Kadaver im Meer zu entsorgen. * Große Schiffe werden wieder zugelassen. Dies würde die Jagd auf noch mehr Robben fördern. Große Schiffe waren seit 1987 verboten. * Das Verbot, "Bluebacks" (die Jungen der relativ seltenen Robben-Art Klappmütze) zu töten, soll gänzlich fallen. Gemeinsame Aktionen Zusammen mit dem IFAW stellen die Tier- und Umweltschutz-Organisationen DNR (Deutscher Naturschutzring, der Dachverband von fast 100 im Natur- und Umweltschutz in Deutschland tätigen Verbänden) mit GSM, "VIER PFOTEN" sowie "Pro Wildlife" fest, dass * die Robbenjagd mit unvorstellbaren Grausamkeiten verbunden ist. Immer wieder werden Tiere lebend gehäutet. Der IFAW hat dem Fischereiministerium in den letzten Jahren Videos mit Beweismaterial für mehr 600 Verstöße gegen das Gesetz übergeben. Nicht in einem einzigen Fall ist bisher Anklage erhoben worden. * die Entscheidung der kanadischen Regierung, die Jagd in diesem Jahr auszuweiten, wissenschaftliche Empfehlungen missachtet ebenso wie die internationale öffentliche Meinung. Zudem ignoriert sie die eigene (kanadische) Aufsicht über die Robbenjagd und die Verantwortung dafür. * die Zahl der getöteten Tiere höher liegt als die Statistik ausweist. Es handelt sich um Tiere, die durch Schüsse verwundet wurden, aber verletzt ins Wasser entkommen und dort verenden. * die offizielle Fangquote nicht berücksichtigt, dass auch jedes Jahr mindestens 25.000 Robben als Beifang in Netzen der kanadischen Fischerei ums Leben kommen * die Quote ebenfalls nicht berücksichtigt, dass auch Grönland dieselbe Population der Sattelrobben bejagt. Die Organisationen werden die kanadische Regierung auffordern, ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Verantwortung für Tier- und Umweltschutz auch bei der kommerziellen Robbenjagd nachzukommen, und die Europäer zu unterstützenden Aktionen aufrufen. ots Originaltext: VIER PFOTEN e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=17477 Weitere Infos und Fotos bei: Ulrich Schnapauff /IFAW 040-5554434, Andreas Dinkel-meyer /IFAW 040-866500-15, Dr. Ralf Sonntag/"Vier Pfoten" 0171-4904829