Walfang und kein Ende: Die Internationale Walfang Kommission (IWC) tagt in Berlin Quickborn/Berlin (ots) - Wenn vom 16.-19. Juni in Berlin die "Internationale Walfang- Kommission" (IWC) tagt, geht es für die Wale wieder um Leben oder Tod. Die Delegierten der etwa 50 Mitgliedsstaaten werden anlässlich der 55. Jahrestagung darüber verhandeln, ob der Walfang offiziell wieder zugelassen wird. Noch ist seit 1985/86 das "Moratorium" in Kraft, ein Fangverbot zu kommerziellen Zwecken. Doch es ist in Gefahr, weil die notwendige Dreiviertelmehrheit der am Schutz der Wale interessierten Länder schwindet. Wie der japanische Delegationsleiter schon vor zwei Jahren zugegeben hat, betreibt Japan Stimmenkauf. Das Zünglein an der Waage bei diesem Deal sind vor allem sechs Karibikstaaten.* Die beiden Walfangnationen Norwegen und Japan und ihre Anhänger werden wohl Schutzbemühungen von Australien, Neuseeland und Brasilien zu Gunsten der gefährdeten Meeressäugetiere zu verhindern wissen. Bereits 2002 und 2001 wurden Anträge für die Errichtung von Schutzgebieten im südlichen Pazifik und im südlichen Atlantik abgelehnt. Die Walschutz-Staaten, wie Deutschland, werden sich anstrengen müssen, um das seit 1994 bestehende Schutzgebiet Antarktis nicht zu verlieren. Es war zunächst für 10 Jahre beschlossen. Schutzgebiete sind gerade jetzt besonders wichtig, da das Moratorium verloren zu gehen droht. Während des Moratoriums haben sich die Walfang-Nationen durchaus zu helfen gewusst. Mehr als 24 000 geschützte Wale sind seit seinem In Kraft treten abgeschlachtet worden. Die Statuten der IWC machen dies möglich. Während Norwegen fristgerecht einen "Vorbehalt" eingelegt hatte, der die Nordmänner von den Bestimmungen befreit, haben die Söhne Nippons mit dem großen Appetit auf Seegetier ihren Fang als Forschung deklariert. Walfang für die Wissenschaft ist Ländersache. Allerdings hat die IWC damit Einzelfänge gemeint und keine Massenanlandungen, die für teure Yen über den Ladentisch gehen, nachdem sie über die Seziertische der Labors gegangen sind. Die Fangzahlen können sich sehen lassen: Ende April kam die japanische Fangflotte mit 440 Zwergwalen aus antarktischen Gewässern zurück - aus einem Schutzgebiet. Im nördlichen Pazifik betrug die selbst genehmigte Quote 150 Zwergwale (2002 noch 100) 10 Pottwale, 50 Bryde-Wale und 50 Seiwale. Japan hat schon angekündigt, in Berlin auch sein neues Programm für die Wissenschaft vorzustellen. Norwegische Walfänger töteten im Nordatlantik 643 Zwergwale und haben die Quote für 2003 auf 711 erhöht, obwohl Norwegen schon jetzt buchstäblich im Walspeck zu ersticken droht. 25 Tonnen Blubber wurden 2002 nach Island abgeschoben, obwohl CITES, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, den internationalen Handel verbietet und, obwohl auch in Island den Blubber niemand essen will. Wie weitere 30 Tonnen sollte der fragwürdige Gaumenkitzel vermutlich weiter nach Japan exportiert werden. Doch im Land der aufgehenden Sonne hatte man Bedenken. Der Speck ist kontaminiert. Inzwischen hat auch die norwegische Behörde den Blubber wegen seiner hohen Anteile an PCB und Dioxin als untauglich für menschlichen Genuss deklariert. Das mache 1/3 der Wale unbrauchbar. Im Herbst 2002 hat Norwegen 30 Tonnen verklappt, womöglich die 30 Tonnen für Island? Die norwegische Fangsaison soll am 12. Mai beginnen, noch bevor beispielsweise der Wissenschaftsausschuss der IWC (26. Mai-6.Juni in Berlin) ein Wörtchen mitreden kann. Der Walfang ist tot; es lebe der Walfang! Frei nach diesem Motto will auch Island wieder in das Geschäft einsteigen. 1992 war Island aus der IWC ausgetreten, nachdem es 1990 den Fang eingestellt hatte. Für den Anfang hat Island vor, 100 Finn-, 100 Zwerg- und 50 Seiwale nach japanischem Muster "unter die Lupe zu nehmen" und ab 2006 den kommerziellen Walfang folgen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass sich die kühnen Nordmänner damit "ins eigene Fleisch schneiden". Island hat einen guten Ruf als Europas bestes Ziel für "Whale Watching" zu verlieren. Über 60 000 Abenteuertouristen fuhren 2001 aufs Meer, um Zwergwale, Finnwale, Delfine und manchmal sogar Blauwale zu beobachten. Es ist doch mehr als fraglich, ob das Abschlachten der gefährdeten Meeressäugetiere Natur- und Tierfreunde lockt? Und last but not least sind da noch die Färinger. Auf den dänisch-autonomen Inseln im Nordatlantik will man sich nur ungern mit dem Fleisch von Grindwalen zufrieden geben. Man liebäugelt mit zusätzlichen Quoten für Finn-, Seiwale und dem noch größeren Geschäft. Vielleicht besinnt man sich auf den Schafs-Inseln auf Walfang nach grönländischen Muster? Für sogenanntes "aboriginal whaling" oder den Walfang indigener Völker gelten schon lange Sonderrechte, die bei den Walen allerdings weniger auf die Schutzbedürfnisse der Tiere, als auf die Wünsche der Menschen ausgerichtet sind. Wenn alle Stricke reißen, gibt es seit zwei-drei Jahren die Kategorie Beifang. Allein aus solchen zufälligen Beifängen und Strandungen bringen Japan und Korea mehr Zwergwal auf den Markt, als sie unter einer wissenschaftlich vertretbaren Quote entnehmen dürften. Wie DNA-Analysen im Auftrag des IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) beweisen, stammen über 30% der Proben vom sogenannten "J-Bestand" des nordpazifischen Zwergwals aus dem Japanischen Meer, einem Bestand, der auf Empfehlung des IWC- Wissenschaftsausschusses seit 1986 streng geschützt ist. Anders, als der weniger gefährdete "O-Bestand" aus dem offenen Pazifik, wird der J-Bestand angeblich gar nicht gefangen. Erst im vorigen Jahr haben Japan und Korea zugegeben, dass ihre Beifänge etwa drei Mal so hoch sind, wie bis dato veröffentlicht. Für Naoko Funahashi, IFAW-Japan und Scott Baker, Universität Auckland, Neuseeland, klärt sich damit, warum sie auf japanischen und koreanischen Märkten so viel Fleisch von Walen, Delfinen und Tümmlern finden konnten, mitunter aber auch von Schaf und Pferd. * Die folgenden Angaben (in japanischer Sprache) wurden der web site des japanischen Aussenministeriums entnommen . Sie gelten für das Finanzjahr 2001 (April 2001 - März 2002) und betreffen die Fischerei-Entwicklungshilfe der Japaner. Das Datum nennt den Tag der Übereinkunft. Erstmalig gefördert: Mauretanien 11.12.01 4,64 Mio. US$ Gambia 11.12.01 6,78 Mio. US$ Kap Verden 28.12.01 7,08 Mio. US$ Senegal 05.02.02 5,48 Mio. US$ Palau 07.02.02 3,75 Mio. US$ Erneut gefördert: Dominica 28.06.01 8,57 Mio. US$ St. Kits 12.06.01 4,36 Mio. US$ Antigua & Barbuda 13.07.01 6,14 Mio. US$ St. Lucia 27.07.01 10,14 Mio. US$ Guinea 26.11.01 6,78 Mio. US$ Marokko 14.12.01 8,62 Mio. US$ Von Petra Deimer ots Originaltext: GSM - Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521 Rückfragen: GSM - Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere Frau Petra Deimer, Tel: 0 41 06/62 06 01, Fax: 0 41 06/62 06 07, email: info@gsm-ev.de