1. Greenpeace-Messungen im Irak: Dörfer bei Bagdad sind radioaktiv verseucht 2. Nach Greenpeace Aktion bei Bagdad: Strahlenexperte der US-Armee unterstützt Forderung nach internationaler Untersuchung der verstrahlten Region --- 1. ------------------------------------------------------------------- Hamburg (ots) - Hamburg/Bagdad, 24. 6. 2003 - Erstmals haben Greenpeace-Aktivisten heute morgen die Besatzungstruppen im Irak mit der radioaktiven Verseuchung um die Nuklearanlage Tuwaitha bei Bagdad konfrontiert. Ein Fahrzeug-Konvoi mit weißer Flagge und Greenpeace-Bannern brachte einen Container für radioaktives Urangemisch, der nach Plünderungen auf öffentlichem Boden hinterlassen worden war, an seinen Ursprungsort zurück: zu dem größten Atomkomplex im Irak, den inzwischen die US-Armee bewacht. Greenpeace fordert, zum Schutz der Menschen die radioaktive Verseuchung der Dörfer um die Atomanlage zu beseitigen. Daher muss die US-Armee ihre Blockade der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) aufgeben und ihr wieder uneingeschränkten Zugang ermöglichen. Ein sechsköpfiges internationales Greenpeace-Team aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Österreich untersuchte mit Geigerzählern und anderen Geräten in den letzten acht Tagen das Umfeld von Tuwaitha 18 km südöstlich von Bagdad. Der Komplex war nach dem Sturz des Regimes geplündert worden. Doch die Menschen wussten nicht, dass das Material höchst gefährlich ist und nutzten Fässer zur Aufbewahrung von Lebensmitteln. Die Strahlung gefährdet nun immer noch Zehntausende Menschen in der Region, obwohl die Katastrophe schon einige Wochen bekannt ist. "Nichtsahnend entwendeten die Menschen radioaktives Pulver aus der Nuklearanlage, im Glauben, es sei Seife, oder sie nutzten strahlende Fässer als Trinkwasserbehälter", beschreibt Greenpeace-Sprecher Wolfgang Sadik seine Beobachtungen vor Ort. "Würde so ein nukleares Desaster in einem westlichen Land passieren, wären hier schon Schwärme von Experten und Entsorgungsteams am Werk und die Menschen erhielten medizinische Hilfe." Die von Greenpeace gemessenen Werte liegen zum Teil um das 1000-fache über dem Normalwert. In einem bewohnten Haus nahe der Anlage sind sie sogar 10 000 Mal größer. Auf dem Gelände einer Grundschule für 900 Kinder beträgt der Wert das 3000-fache. Die Experten fanden in den Dörfern und Feldern zahlreiche Teile mit dem "radioaktiv"-Zeichen. Vor einem solchen Szenario hatte die IAEO noch im April gewarnt und von den Besatzungsmächten verlangt, die Kontrolle der Anlage so schnell wie möglich zu übernehmen. Erst am 21. Mai 2003, sechs Wochen nach Kriegsende, haben die USA der IAEO erlaubt, in den Irak zurückzukehren und zu prüfen, was in einem Teil der Anlage gestohlen worden war. Der Zugang zu den Bewohnern der Region und zu anderen Atomanlagen wird der IAEO jedoch nach wie vor verweigert. Mit dieser Weigerung widerspricht die US-Armee der UN-Resolution 1441, die für die IAEO uneingeschränkten Zugang zu allen Anlagen fordert. In Tuwaitha lagerten bis zum Sturz von Saddam Hussein im April 2003 Uran und andere nukleare Stoffe, die seit dem Golfkrieg 1991 unter der Kontrolle der Vereinten Nationen waren. Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Stefan Schurig, Leiter des Greenpeace-Energiebereichs, Tel. 040-30 618-310 od. 0171-8780 837, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 040-30618-345 od. 0171-8780 835. Hier erfahren Sie auch, wie Sie das Team im Irak erreichen. Hintergrundinformationen erhalten Sie unter 040-30618-307, Fotos (ab 10 h): 040-30618-376/377, BetaSP-Material (ab 10 h): 040-30618-375. Internet: www.greenpeace.de ots-Originaltext: Greenpeace e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=6343 Internet: www.greenpeace.de --- 2. ------------------------------------------------------------------- Nach Greenpeace Aktion bei Bagdad: Strahlenexperte der US-Armee unterstützt Forderung nach internationaler Untersuchung der verstrahlten Region Hamburg (ots) - Hamburg/Bagdad, 25. 6. 2003 - Die gestrige Greenpeace-Aktion bei der irakischen Nuklearanlage Tuwaitha zeigt erste Wirkung: Ein Gesundheits- und Strahlenexperte des US-Militärs unterstützt die Forderung von Greenpeace, den UN-Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) uneingeschränkten Zugang zu gewähren. Sie sollen das Ausmaß der radioaktiven Verseuchung der umliegenden Dörfer bewerten, die durch Plünderung der Atomanlage entstanden ist, und die Region dekontaminieren können. Bislang ließen die Besatzungsmächte den Einsatz der UN-Organisation nur für begrenzte Aufgaben innerhalb der Anlage zu und verweigern ihr umfassende Untersuchungen der Region und ihrer Menschen. Leutnant Colonel Mark Melanson, der das "US Army Center for Health Promotion and Preventative Medicine" leitet, sagte gegenüber Greenpeace wörtlich: "Ich empfehle der IAEA und der WHO, sich einzumischen und eine Beurteilung der Lage abzugeben. Beide Institutionen waren bereits in ähnlichen Fällen eingebunden. (...) Je schneller dies passiert, desto besser." Melanson erklärte dies gestern am Rande der Greenpeace-Aktion in Tuwaitha. Aktivisten hatten einen auf öffentlichen Boden zurückgelassenen, großen Behälter für radioaktives Urangemisch zur Nuklearanlage zurückgebracht und ein Transparent entfaltet mit der Aufschrift: "Nukleares Desaster in Al Tuwaitha - Handelt jetzt" ("Nuclear disaster in Al Tuwaitha - Act now"). "Wir begrüßen die Stellungnahme des US-Militärs vor Ort. Nun müssen schnell Taten folgen", fordert Stefan Schurig, Leiter des Greenpeace-Energiebereichs in Deutschland. "Unser Team findet täglich weitere Orte, wo die Strahlenbelastung tausendfach höher liegt als der Normalwert. Ein nukleares Desaster kann nur verhindert werden, wenn das Gebiet sofort unter die Kontrolle der Atomenergiebehörde gestellt wird." Die US-amerikanischen und englischen Truppen haben nach dem Einmarsch im Frühjahr diesen Jahres in den Irak versäumt, die Nuklearanlage vor Plünderungen zu schützen. Hochradioaktives Material und Fässer mit Urangemischen sind in den Dörfern als Baumaterial und Trinkwasserbehälter genutzt worden. Die Ärzte der Region Tuwaitha sind beunruhigt, weil die Menschen Symptome von Strahlenkrankheit zeigen wie Blutungen und Erbrechen. Sie gehen davon aus, dass es in den nächsten Monaten zu Krebserkrankungen kommen wird. Die IAEO hatte noch im April von den Besatzungsmächten verlangt, die Kontrolle der Anlage so schnell wie möglich zu übernehmen, und vor der Gefahr von Plünderungen gewarnt. In Tuwaitha lagerten bis zum Sturz von Saddam Hussein im April 2003 Uran und andere nukleare Stoffe, die seit dem Golfkrieg 1991 unter der Kontrolle der Vereinten Nationen waren. Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Stefan Schurig, Leiter des Greenpeace-Energiebereichs, Tel. 040-30 618-310 od. 0171-8780 837. Hier erhalten Sie auch das Originalzitat und Hintergrundinformationen. Fotos (ab 10 h): 040-30618-376/377, BetaSP-Material (ab 10 h): 040-30618-375. Internet: www.greenpeace.de ots-Originaltext: Greenpeace e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=6343 Internet: www.greenpeace.de