Tierliebe - ist Sie von uns nur geheuchelt oder was steckt dahinter?

Ist nicht jeder schon einmal mit seiner Tierliebe und Anschuldigungen, sie wäre nur geheuchelt in Konflikt geraten? Hat nicht jeder schon mal den Satz gehört: "Ja, wenn Du die Tiere so liebst, warum stehst Du dann nicht auf Frösche, Spinnen oder Kakerlaken? Sind doch auch Tiere."

Was ist in der Regel die Antwort? "Weil ich mich davor ekel!" oder "Weil es mir nicht gefällt!" Egal welche Antwort man auch geben wird, sie wird als Rechtfertigung angesehen. Als Beweis dessen, daß man doch kein Tierfreund ist und der ganzen Welt etwas vormacht. Es wird einem einfach falsche, geheuchelte Tierliebe unterstellt! Und der Fragende schwelgt in der Genugtuung, einen angeblichen Tierfreund entlarvt zu haben und der Gesellschaft damit einen großen Nutzen zu bringen, worin auch immer dieser bestehen mag.

Aber ist das denn richtig? Muß ich alle Tiere lieben, um als Tierfreund zu gelten?

Ich sage nein, denn als ganz banales Beispiel kann man die Beziehung zu anderen Menschen hinzuziehen. Ich kann eine Person achten und respektieren - aus ganz verschiedenen Gründen - deshalb muß ich sie aber nicht gleich lieben.

Insofern gebe ich Kidogo voll und ganz recht, wenn er die Tierliebe abstuft. Nur gehe ich sogar einen kleinen Schritt weiter und behaupte, daß diese Abstufung ein Entwicklungsprozeß zur letztendlichen eigentlichen Liebe ist. Erst wenn ich ein Tier respektiere, achte und verehre, kann ich es auch lieben. Dazu kommt noch das Wissen um das Tier, Zusammenhänge erkennen, Lebensweisen ergründen - Beziehungen zwischen Mensch-Tier-Natur-Freunde-Feinde etc.. erkennen und deuten können.

Erst durch die intensive Beschäftigung mit dem Tier, entsteht eine tiefe Beziehung zu diesem, die dann in Liebe umschlagen kann. Einen Punkt würde ich sogar hinzufügen: die Identifikation. Sie ist für mich die höchste Steigerung der Tierliebe und nicht mehr direkt erklärbar. Es ist eine Art Seelenverwandtschaft. Man leidet und freut sich mit dem Tier, hat dieselben Empfindungen, glaubt eins zu sein mit seinem erklärten Liebling. Man kann es nicht erklären, man spürt es einfach. Einige im Forum werden mir dies vielleicht bestätigen. Doch dies geht eher in den Bereich des Paranormalen, ist von vielen einfach nicht nachvollziehbar und ruft nur Unverständnis hervor. Deshalb will ich hier nicht näher darauf eingehen.

Aber was hat es dann damit zu tun, daß ich andere Tiere nicht mag, oder weniger 'liebe'?

Meines Erachtens liegt es daran, daß ich kein Interesse für diese Tier gezeigt habe. Da spielen äußere Einflüsse ein große Rolle: zum Beispiel die Einwirkung durch Eltern, wenn sie eine Küchenschabe oder einen Silberfisch zertreten, schlechte Erfahrungen, die ich gemacht habe oder einfach der Ekel vor dem Tier.

Ein Krokodil oder ein Hai sind für mich Tiere, die ich absolut nicht mag. Keine Faszination, keine Begeisterung, eigentlich nur Entsetzen. Das liegt einzig und allein daran, wie sie ihre Beute töten - irgendwie, ohne darauf zu achten, daß die Beute nicht leidet. Sie wird angegriffen, der Jäger beißt sich irgendwo fest, zerreißt seine Beute und fertig. Andere finden das faszinierend. Auf mich wirkt es abstoßend. Auch Hyänen und Paviane mag ich nicht, weil sie mit ihren Opfern auch nicht gerade zimperlich umspringen - die erbeuteten Tiere werden teilweise bei lebendigem Leibe gefressen.

Diese Betrachtungsweisen sind nach menschlichen Maßstäben gesetzt und auf die Tierwelt nicht übertragbar, zumal derartig getötete Opfer wohl auch nicht in dem Sinne leiden - der eintretende Schock 'entfernt' sie vom Geschehen. Aber sie führen dazu, daß ich diese Tiere zwar als Lebewesen achte, aber niemals lieben werde. Denn ich respektiere ihr Tun, was ja nur dem Überleben des Tieres dient, kann es aber für mich als Mensch nicht gut heißen.

Mit der Kakerlake ist es ähnlich. Dieses Insekt finde ich abstoßend, weil es erstens eklig ist und sich zweitens unkontrollierbar vermehrt - ausbreitet wie eine Seuche. Das Tier kann nichts dafür. Es will nur leben und Nachkommen zeugen, um die eigene Art zu erhalten. Daß es so fruchtbar ist, sollte mir Bewunderung entlocken. Tut es aber nicht, da ich es als Plage empfinde, zumal sie wie andere Tiere auch potentielle Krankheitsüberträger sind.

Ich töte diese Tiere, wo immer ich das kann. Täusche ich deshalb meine ‚Tierliebe‘ nur vor? Nein, denn ich reagiere, wie jedes andere Tier auch: ich schütze mich vor Gefahren (hier die Krankheit) und sichere damit mein Überleben. Es ist also überhaupt kein Vergleich zur Tierliebe möglich!

Also lieben wir Tiere? Ich sage ja. Aber eben nur die, mit denen wir uns intensiv beschäftigen. Die anderen können wir allenfalls achten. Einige sogar noch nicht mal das. Die mögen wir einfach nicht. Das hat aber nichts mit geheuchelter Tierliebe zu tun. Das ist eine natürliche Reaktion, die durch Erfahrung, Empfinden und übertragenes Wissen hervorgerufen wird.

Nun kommt es ja sogar vor, daß gewisse Kreise behaupten: "Ich liebe die Tiere, deshalb töte ich sie." Was man davon halten soll, überlasse ich jedem einzelnen. Für mich ist dies der Inbegriff von absolutem geistigen Notstand. Dies hat nicht im geringsten etwas mit Tierliebe zu tun. Ganz im Gegenteil: hier spricht die Verachtung und die absolute Geringsschätzung für das Tier als gleichberechtigtes Lebewesen. So ein Schwachsinn kann nur von einer Personengruppe, nämlich den Trophäenjägern, stammen, die seit Jahren versucht, ihr nutzloses 'Handwerk' zu rechtfertigen und mit Pseudoargumenten (die Geist und Klarsicht vernebeln) nach Anerkennung und Bewunderung sucht.

Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Unterstellungen geheuchelter Tierliebe von Leuten kommen, die entweder null Interesse für die Natur zeigen oder zweitens Ihr eigenes Tun gegen die Tierwelt (z.B. Trophäenjäger) rechtfertigen und damit oder überhaupt vom eigentlichen Thema ablenken möchten. Es sind in der Regel auch Leute, die von sich behaupten, als einzige die Natur richtig zu verstehen, weil ja nur sie in dieser leben und sie regulierend gestalten, somit also den vollen Einblick in die Naturabläufe haben. Frei nach dem Motto: Was versteht ihr Theoretiker schon von Tieren und der Natur?

Manchmal mehr als Euch lieb ist, liebe Jäger!

 
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(c) Shirarch 21.09.2002