Die Safari wird zum Terminkontrakt
An Zimbabwes Börse handeln Jäger Optionen für die Großwildjagd.
Namen der Investoren geheim.


Von Bloomberg

Harare - Die Zambezi Valley Hunt Exchange ist nichts für Hasenfüße, denn hier werden Terminkontrakte für die Großwildjagd im Sambesi-Tal gehandelt. Während an herkömmlichen Warenterminbörsen wie der Chicago Mercantile Exchange ein Anleger bei einem Schweinebauchkontrakt darauf spekuliert, wohin sich die Schweinepreise in 90 Tagen bewegen, hat ein Schweinekontrakt in Zimbabwe eine ganz andere Bedeutung: Hier spekuliert der Anleger darauf, dass er das Tier innerhalb von 10 bis 14 Tagen vor sein Flinte kriegt. Verletzt oder verfehlt er seine Beute, kann die Option nicht verlängert werden - das Warzenschwein zieht seiner Wege.

''Die Jagdterminkontrakte für das Sambesi-Tal sind die gefährlichsten Derivate auf der ganzen Erde,'' erzählt Ian Ferreira, der den Handel als Chef der Börse Harare seit 27 Jahren leitet. ''Um hier einzusteigen, müssen Sie entweder todesmutig oder vollkommen verrückt sein.'' Während der Jagsaison reisen Ende April etwa 300 kräftige weiße Jäger im Dschungellook an. Treffpunkt ist der Ballsaal des Meikles-Hotel. Dort rauchen sie ihre Meerschaumpfeifen und tauschen beim Bier Jägerlatein aus. Ihre großkalibrigen Gewehre liegen unter dem Tisch. Auf dem Tisch dreht sich alles um den Taschenrechner. Er bestimmt über Kauf oder Verkauf von 104 staatlichen Kontrakten für die Jagd auf einige der 4000 großen Wildtiere im Zambezi-Tal.

Die Geschäftsleute, die er seit 14 Jahren auf die Jagd begleitet, seien bereit Haus und Hof zu verpfänden, um in Zimbabwe auf Großwildjagd zu gehen, berichtet Ray Townsend, geschäftsführender Direktor bei Chapungu Safaris.

Die Pavianoptionen eröffnen für 9 Dollar pro Pavian, die Händler rechnen dieses Jahr mit einem Run auf die Elefantenbullenderivate. Telefonische Orders aus New York und London überlasten jedes Jahr die Kapazität des Mobilfunknetzes Zimbabwes, wenn die Teilnahmescheine an dem Nervenkitzel verteilt werden.

In diesem Jahr gaben die 240 Anleger insgesamt 3 Mio. Dollar für das Recht auf Jagdtrophäen von Antilopen bis Zebras aus. Das ist ein Zuwachs von 131 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ray Townsend, geschäftsführender Direktor bei Chapungu Safaris, hat dieses Jahr den Rekordwert von 36.363 Dollar für eine 14tägige Option zum Abschießen eines männlichen Löwen gezahlt. ''Mein Kunde, der sich den Löwen gesichert hat, ist ein 35jähriger österreichischer Forstbesitzer und Geld ist für ihn kein Problem'', berichtet Townsend.

Die Volatilität an der Zambezi-Börse ist hoch. Eine 14tägige Option zum Abschuss eines Nilpferdes kostet dieses Jahr 3700 Dollar. US-Anleger haben den Preis für Warzenschein-Terminkontrakte von 327 Dollar im vergangenen Jahr auf 690 Dollar dieses Jahr nach oben getrieben. Die Investoren sind größtenteils reiche Top-Manager. Für sie hat eine Wildtiersafari neben berühmten afrikanischen Jägern wie Charls Grobbelaar den selben Status wie ein Golfspiel auf dem Old Course in St. Andrews mit Tiger Woods.

Die Namen der Investoren sind tabu. Den Geschäftsmann und Jäger Björn Edlund, Direktor bei ABB Ltd., wundert dieses Schweigen nicht. ''Großwildjagd ist ein Tabu-Thema'', sagt Edlund, der Wildschweine in Frankreich und Elche in Schweden gejagt hat. Allerdings hat er keinerlei Ambitionen, für 9000 Dollar eine Leopardenoption im Zambezi-Tal zu erwerben. ''Es macht sich nicht gut, wenn ein Vorstandsmitglied öffentlich zugibt, dass er Elefanten jagt. Man erwartet von ihnen, dass sie mit den Kunden zum Golfen gehen.''

(Quelle: Die Welt vom 10.05.2002)

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