Report international vom 3. Mai 2000
BERICHT: Sonja Sagmeister, KAMERA: Valentin Certov, SCHNITT:
Valentin Certov, SPRECHER: Loew Cadonna
Namibia,
bekannt für seine unendlichen Weiten, seine unberührte Natur.
Ein Land so groß wie Österreich, Deutschland und die Schweiz
gemeinsam. Und dennoch eines der menschenleersten Gebiete dieser
Erde.
Auf 826.000 Quadratkilometer leben nur ein 1, 7 Millionen
Menschen- 6 Prozent davon Weiße. Dieses Land im südlichen
Afrika, zählt zu den reichsten des schwarzen Kontintentes. Doch
seit es beim großen Bruder Südafrika wirtschaftlich bergab
geht, leidet auch die ehemalige deutsche Kolonie- Südwestafrika.
Nicht umsonst heißt es: Wenn Südafrika Schnupfen hat, dann
hustet Namibia.
Dem Land der Viehfarmen macht besonderes der Preisverfall für Fleisch zu schaffen, da Landwirtschaft- noch vor dem Tourismus- die wichtigste Einkommensquelle darstellt. Mit den geringen Fleischpreisen einher geht auch ein immer brutaleres Bekämpfen von Raubtieren . Löwen gibt es auf Farmland keine mehr. Sie wurden ausgerottet. Den Geparden droht ein ähnliches Schicksal, da sie Schafe, Ziegen und Kälber reißen.
Hunderte Geparden pro Jahr müssen einen qualvollen Tod sterben, da die Bauern ihre Rinderherden verteidigen.
Sie werden gefangen, erschossen, vergiftet.
Zu groß ist- nach Meinung der Farmer, der Schaden den diese Großkatze anrichtet.
In das Land der schnellen Raubkatzen hat es auch einen Österreicher verschlagen. Joseph Schubert ist vor 9 Jahren ausgewandert und heute Herr über 1.300 Rinder.
JOSEPH SCHUBERT , Farmer
Der Gepard ist ein Lustmörder, wenn er tötet reißt er
gleich mehrere Kälber......großer finanzieller Schaden
Immer wieder finden die Farmer Kadaver, die von Geparden zurückgelassen wurden. Deshalb machen sie kurzen Prozeß mit der unliebsamen Katze.
JOSEPH SCHUBERT , Farmer
Die meisten Farmer geben schon lange nicht mehr zu, daß sie
Geparden töten. Das hat auch einen Grund: Geparden sind weltweit
vom Aussterben bedroht. In Iran und Pakistan leben nur noch ein
paar Exemplare, in Nordafrika sind diese Tiere nicht mehr als
eine Legende...... und auch südlich der Sahara hat sie der
Mensch verdrängt. Eine gewisse Zuflucht bieten Nationalparks,
doch dort machen ihnen Löwen die Beute streitig und töten ihre
Jungen.
Und so sterben 95 Prozent aller Geparden, bevor sie ein Jahr alt sind.
Von den letzten 12.000 Geparden dieser Welt haben sich die meisten ins dünn besiedelte Namibia zurückgezogen. Denn: Dort haben die Farmer Löwen, Hyänen und fast alle Leoparden ausgerottet und sind somit keine Konkurrenz mehr für die Geparden. Der einzige Feind der Geparden ist der Mensch.
Die amerikanische Biologin Laurie Marker hat sich deshalb der Raubkatzen angenommen.
LAURIE MARKER , Tierschutzorganisation "Cheetah
Foundation"
Überall in der Welt töten die Farmer Raubtiere. Deshalb müssen
wir die Farmer zur Einsicht bringen, daß die Geparden und das
Weidevieh nebeneinander existieren können und daß man nicht
gleich alle umbringen muß. Das Überleben der Geparden hängt
von den Bauern ab. Einige Farmer haben das schon begriffen.
Sie haben eingesehen, daß sie die Schutzherren der Geparden sein
könnten.
Laurie Marker hat wenige Freunde unter den Farmern in Namibia.
Doch einige unterstützen ihre Organisation schon. Anstatt die Geparden zu töten, halten sie die Tiere nun im Gehege. Doch auch das bringt Probleme. Denn: Geparden sind extrem anfällig für Krankheiten. Das schnellste Landsäugetier der Welt ist gleich stark von Inzucht betroffen wie eine Labormaus.
LAURIE MARKER , Tierschutzorganisation "Cheetah
Foundation"
Die Gene werden nicht dazu führen, daß die Geparden
aussterben. Wirklich bedroht sind sie nur durch den Menschen. Wir
Menschen können darüber entscheiden,
ob diese Spezies weiter auf dieser Erde lebt, oder ob die
Geparden innerhalb der nächsten Generationen aussterben. Wir
Menschen haben diese Macht.
Einer der Mitstreiter von Laurie Marker ist Ulf Tubbesing. Der Tierarzt arbeitet an einem wissenschaftlichen Projekt mit, das sich mit der Genetik der Geparden beschäftigt.
Es wird vermutet, daß vor 10.000 Jahren auf unerklärliche Weise die Geparden fast zur Gänze ausgerottet wurden. Und so kommt es, daß wohl alle Tiere von einer Handvoll Geparden abstammen. Die Konsequenz:
Dr. ULF TUBBESING, TIERARZT
Über hundert Geparden auf verschiedenen Farmen sind unter der Obhut des Tierarztes. Sie alle brauchen in Gefangenschaft aufgrund der hohen Krankheitsanfälligkeit intensive tierärztliche Betreuung.
Aufgrund der Inzucht sind Mißbildungen der Wirbelsäule aber auch Fehlstellungen der Zähne an der Tagesordnung.
Dr. ULF TUBBESING, TIERARZT
Die Zahl der Geparden ist am Abnehmen. DIE TATSACHE, daß wir
in .Namibia eine gesunde Zahl haben......weil eventuell die
namibische....wieder anzusiedeln....wird es zu SPÄT SEIN.
In Namibia leben noch 3000 Geparden. In den 80er Jahren waren es noch doppelt so viele. Für die Regierung Namibias Grund genug, den Abschuß zu regeln. Seitdem dürfen nur noch 180 Geparden pro Jahr geschossen werden. Die Dunkelziffer ist aber viel höher.
Alleine dieser Präparator bearbeitet mehr als 120 Raubkatzen pro Jahr- für Jäger aus aller Welt.
MANFRED GORN, TIERPRÄPARATOR
Inzwischen haben die Farmer entdeckt, daß sich mit dem Abschuß von Geparden gutes Geld machen läßt. Bis zu 30.000 Schilling pro Tier kassieren sie. Hier will die Wildschutzbehörde Namibias nun einhaken. Der kontrollierte Abschuß von Geparden gegen Geld als Schutzkonzept wird ernsthaft diskutiert.
Denn der Mensch hält offensichtlich nur jene Tiere für schützenswert, mit denen sich gutes Geld machen läßt.
(c) Shirárch 21.09.2002