Gepard - Jaguar
die Chance, den Gepard vor der Ausrottung zu bewahren?
EINFÜHRUNG
War es der Drang meines Egos bei etwas außergewöhnlichem dabei zu sein? Oder der unsagbare
Wunsch dem Geparden zu helfen? Eindeutig letzteres, denn der Gepard steht kurz vor der
Ausrottung, und hat von allein keine Chance mehr, sein Überleben zu sichern. Ihm fehlte
einfach die Zeit, sich an die veränderten Bedingungen in der Umwelt anzupassen. Durch den
Menschen wurde ein Prozess, der normaler Weise zehntausende Jahre dauert - und allgemein als
Evolution bekannt ist - auf wenige Jahrhunderte verkürzt.
Die reichen jedoch nicht aus, um eine Population,
die sich so sehr spezialisiert hat wie Acinonyx jubatus und die obendrein ebenso rücksichtslos wie
sie massenhaft dezimiert wurde, am Leben zu erhalten. Passiert dies auf natürlicher Ebene, so ist
dies Evolution - die natürliche Auslese des Stärkeren, des am besten angepaßten Individuums und
darf nicht beeinflußt werden. Greift jedoch der Mensch ein, wie er es bei den Geparden im gravierenden
Maße getan hat, so ist es die Aufgabe des Menschen, dies wieder gut zu machen.
Ich bin stellvertretender Leiter einer Forschungsgruppe,
die sich mit dem Überleben der restlichen Gepardenpopulation befaßt. Meine Arbeit erstreckt sich auf
die Beobachtung, die Erfassung der Daten und die Analyse bzw. die Beurteilung der gegenwärtigen Situation,
um Rückschlüsse für den weiteren Projektverlauf ziehen zu können. Das Projekt ist bisher einmalig und
basiert auf Skelett-Funde in Südamerika und Nordafrika (auch an einigen wenigen Stellen in Südeuropa),
sowie auf Zusammenhänge, die wir aufgrund von Altersanalysen der Funde vermuten. Es mußte jedoch ein Um-
und Weiterdenken stattfinden, um diese Zusammenhänge zu erkennen. Wahrscheinlich muß sogar ein gravierender
Einschnitt in bestehende Systeme der Taxonomie vorgenommen werden. Dies wird jedoch in einer gesonderten
Arbeit erläutert werden.
Neues Erbgut für den Geparden - Ueberleben sichern durch den eigentlich "artfremden" Jaguar?
Die Probanten sind ein Jaguarweibchen und ein Gepardenmännchen.
Lange Zeit haben wir nach geeigneten Exemplaren gesucht; sind dann jedoch fündig geworden in einer
Gepardenzuchtstation in Namibia und im Dschungel Brasiliens. Beide sind Jungtiere (1 jährig), so waren sie
leichter aneinander zu gewöhnen - dachten wir. Nun leben sie in einem weiträumig abgegrenzten Areal, damit
die beiden Katzen unter annähernd natürlichen Bedingungen leben können. Natürlich ist eine Annäherung beider
vorausgeplant. Sie wird unterstützt durch die Geländegestaltung, die die Tiere in gewisse Bewegungsbahnen
lenken soll. Durch die bisher beobachteten Streifzüge läßt sich einigermaßen voraussehen, welche Wege die
Tiere wählen und wann sie sich begegnen werden.
Anfänglich war das Interesse beider füreinander erwartungsgemäß
sehr gering, obwohl wir doch eine gewisse Neugier von Seiten der Jaguardame feststellen konnten. Aufmerksam
roch sie an Duftmarken, die das Gepardenmännchen gesetzt hatte, um sein Revier zu kennzeichnen. Zweimal konnten
wir beobachten, wie sie mehrere hundert Meter der Fährte des Geparden gefolgt ist, ehe sie im Wald verschwand.
Wir vermuteten, daß eine Störung von außerhalb dafür verantwortlich gewesen ist. Ob dies nun reines Revierverhalten
war oder bereits mehr, konnten wir nicht mit Sicherheit sagen. Einmal sahen wir, wie das Weibchen eine Jagd des
Männchens in ca. 400m Entfernung aufmerksam verfolgte. Sie zog sich kurze Zeit später zurück und ging ihrerseits
ebenfalls auf Jagd, welche sie auch bravourös vollendete.
ANPASSUNG
Ehe wir die Katzen zusammen brachten, lebten sie 1,5 Jahre in typischen Gebieten des jeweilig anderen
Tieres. Sprich, wir wollten sehen, ob ein Jaguar in savannenähnlichen Regionen zurechtkommt und der
Gepard in bewaldeten Gebieten bis hin zu Dschungel. Anfangs gab es viele Schwierigkeiten, jedoch wollten
wir herausfinden, wie die Tiere auf die veränderten Bedingungen reagierten, deshalb brachen wir das
"Experiment" trotz aller Probleme nicht ab. Letzlich war dies auch gut, wie der weitere Verlauf zeigte.
Wir fanden uns schließlich in einer Vermutung bestätigt: die Anpassung erfolgt sehr rasch. Die Tiere müssen
also "gewußt" haben, wie man sich in dieser ungewohnten Region bewegt. Ein Beweis ist dies noch nicht,
jedoch ist es ein Hinweis, daß sie früher verwandt gewesen sein müssen und durch das so genannte morphogenetische
Feld ihrer frühen Vergangenheit bewußt wurden.
So hatte zum Beispiel das Jaguar-Weibchen bald gelernt, wie sie sich an die "Gepardenbeute" heranschleichen
muß, um sie erfolgreich zu schlagen. Sprints waren für sie lange Zeit eine unerreichbare Hürde, bis wir an
einem frühen Morgen erfreut eine Hetzjagd andeutungsweise beobachten konnten! Natürlich fehlte ihr die Eleganz
und die hohe Endgeschwindigkeit, was auf der einen Seite eher ein Problem menschlicher Empfindungen ist und
andererseits schlicht durch die fehlenden anatomischen Merkmale des Geparden erklärt werden kann.
Der Gepard tat sich zwar um einiges schwerer mit seiner Anpassung, so daß wir einige Zeit gar befürchten mußten,
daß er verhungert. Jedoch auch er hat irgendwann "begriffen", wie er zu leben und zu jagen hat. Das Problem dabei
war, daß der Gepard als Hetzjäger im Unterholz nicht jagen konnte, und auch bereits erlegte Beute ganz nach
Gepardenmanier liegen lies. Mehrere Wochen legten wir geschlagene Beute aus, damit sich der Gepard daran
sättigen konnte, oftmals verschmähte er diese Beute. Nur hin und wieder, wenn wohl der Hunger zu groß war,
lies er sich herab und fraß von den Kadavern. Er mußte also lernen, wie man sich anschleicht und auf kurze
Distanzen den Überraschungeffekt ausnutzt. Wir vermuten, weil er dies nach einiger Zeit dann auch schaffte,
daß er sich aufgrund fehlender (gewohnter) Alternativen an seine frühere Vergangenheit erinnerte, bzw. erinnern
mußte, so zu sagen sein morphogenetisches Feld "aktivierte". Wir vermuten deshalb weiter, daß ein Tier gewzungen
werden muß, sich intensiv mit seinen Fähigkeiten - auch mit seinen früheren Fähigkeiten, die seine Vorfahren
gesammelt haben zu befassen, um sie effektiv zu nutzen und sich ihrer "erinnern" zu können.
KEINE ANNÄHERUNG
Trotz nun mehrjährigen Zusammenlebens konnten wir eine weitere Annäherung der beiden Katzen nicht feststellen,
so daß wir das Gebiet weiter eingrenzten. Wir verlagerten das Testgebiet in den westlichen Teil, wo die
besseren Lebensbedingungen herrschten. Ausreichende Beute und gute klimatische Bedingungen sollten das
Leben der beiden erleichtern und sie dazu animieren, sich miteinander zu befassen. Was wir nicht bedachten
war, daß wir uns im Westen des Landes am Rande des Schutzreservates befanden. So kam es leider sehr viel
häufiger zu Störungen von außen.
Touristenfahrzeuge auf der Jagd nach Sensationen fuhren abseits
der Wege und verstörten unsere Tiere. Selbst Wilderern mußten wir energisch begegnen, um das Leben der Tiere
zu retten. Was uns jedoch verhaltene Freude bereitete war: diese Wilderer werden auf lange Zeit kein Gewehr
mehr anfassen können, denn man fand bei Ihnen Felle und Trophäen von Leoparden, Elefanten und Spitzmaulnashörnern.
Selbst den Löwen, den wir Wochen zuvor begeistert bei der Jagd zuschauten, haben sie getötet. Ein trauriger
Moment für uns, jedoch hatte diese Aktion ein Gutes für unser Projekt: Ab sofort genossen wir den Schutz der
dort stationierten Wildhüterbrigaden und auf unseren Wunsch wurde ein eingeschränktes Fahrverbot in dieser
Region für Touristenbusse erlassen. Unsere Tiere hatten es somit wieder erheblich leichter, bzw. ruhiger.
ERSTE BEGEGNUNG
Im Juni vergangenen Jahres kam es schließlich zur ersten direkten Begegnung beider. Zu unserer Erleichterung
lief alles glimpflich ab. Vorsicht und Neugier dominierte die Begegnung auf beiden Seiten. Zu unserer
Überraschung zeigt sich das Gepardenmännchen zurückhaltender als die Jaguardame, obwohl allgemein hin bekannt
ist, daß Geparde sehr neugierig sind. Sie umkreiste ihn, roch an seinen Duftmarken und berührte ihn mit ihrer
Schnauze an den Flanken, was ihn zu einer mehr oder weniger panischen Abwehrreaktion veranlaßte. Eine gefährliche
Situation für ihn, denn wenn sie diese Aktion als aggressive Handlung aufnahm, hätte es schnell zu einem Kampf
kommen können, der für unseren Geparden mit Sicherheit tödlich ausgegangen wäre. Es war unserer Auffassung nach
aber eher der Schreck über diese direkte Berührung und hatte glücklicher Weise auch keine Folgen. Sie war
entweder eher allgemein friedlicher Natur oder "verstand" seine schreckhafte Reaktion und wußte sie richtig
zu deuten (ein weiterer Beweis für die Verwandschaft von Gepard und Jaguar?). Ihr folgendes Verhalten sahen
wir als eindeutige Aufforderung an den Geparden. Dieser scheute jedoch vor einer weiteren Annäherung. Nach
ca. 1,5 Tagen trennten sich beide wieder und lebten mehrere Kilometer voneinander getrennt weiter.
ANNÄHERUNG
Allein durch die räumliche Einengung kam es nun aber häufiger zu direkten Begegnungen. Zu keiner Zeit kam
es jedoch zu einer aggresiven Handlung. Im Gegenteil: Seit dem August letzten Jahres beobachten wir eine
stete Begleitung beider Katzen. Eines Morgens suchten wir die Jaguarin vergeblich an Ihrem Ruheplatz und
dachten voller Angst an einen Anschlag durch Wilderer. Das wäre ein wirklich schwerer Verlust, zumahl sich
die Situation in den letzten Wochen sehr positiv entwickelt hatte. Unsere 2. Beobachtungsgruppe meldete
aber zu unserer größten Erleichterung über Funk, daß sie bei dem Geparden liegen würde. Das wäre eine wirkliche
Sensation. Anscheinend hat sich die Jaguarin des Nachts zu dem Geparden gelegt und er duldete ihre Anwesenheit,
als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Nun können wir behaupten, daß sich Gepard und Jaguar
arrangiert haben und das Leben gemeinsam bestreiten.
Seit dieser Nacht jagen Gepard und Jaguarin auch gemeinsam. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich die
Arbeit teilen und sehr erfolgreich bei der Jagd interagieren. Eine besondere Jagdmethode hat sich als sehr
erfolgreich herausgestellt. Sie ist ähnlich wie sie die Löwen praktizieren, nur daß hier noch das
Geschwindigkeitspotential des Geparden mit zur Geltung kommt.
Dabei schleicht sich der Gepard wie gewohnt an seine Beute
heran und beginnt bereits in ca. 100m Entfernung seinen Sprint. Die Beutetiere sehen nun bedeutend eher
den Geparden kommen und gehen sofort aber weniger entschlossen zur Flucht über. Wir stellten bei Messungen
fest, daß der Gepard nicht mehr mit seiner vollen Geschwindigkeit den Beutetieren hinterherhetzt. Vielmehr
sieht es so aus, als daß er in einem gesteigerten Dauerlauf (bei ca. 90-95km/h) die Tiere treibt wie ein
Wolfsrudel, daß er also mehr auf Ausdauer geht. Den Grund konnten wir kurze Zeit später selber sehen. Er
treibt seine Beute direkt in Richtung Jaguarin, die oftmals in einer Senke, im Gebüsch oder hinter einer
Anhäufung von Steinen lauert. Hat sich die Herde auf eine gewisse Distanz genähert, springt sie heraus und
beginnt nun ihrerseits die Beute zu hetzen. Daß sie nicht die Geschwindigkeit des Geparden erreicht ist
unerheblich, da sie mit Beutetieren zu tun hat, die aufgrund der Erschöpfung bereits sehr viel langsamer laufen.
Man möchte fast meinen, es ist für das Weibchen ein Spiel die Beute zu schlagen. Für sie gibt es so kaum Chancen
zu entkommen.
Mit dieser Jagdmethode erreichen die Beiden eine Erfolgsquote von fast 95%! Auch fällt nun das Problem des
Geparden weg, daß er nach einer erfolgreichen Jagd bis zu 20 Minuten nicht fressen kann, weil er zu erschöpft
ist. Somit ist dieser Stil um einiges effektiver als die "alte" Methode. Trotzdem beobachten wir hin und wieder,
wie der Gepard seine Hochgeschwindigkeitsjagd in Perfektion vorführt. Es ist wirklich eine Freude dies erleben
zu dürfen. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch, daß diese Methode - sollte sich unserer Projekt als erfolgreich
herausstellen, auf Dauer nicht mehr zu sehen sein wird. Ich denke ein kleiner Verlust, wenn dadurch der Gepard
eine weitaus bessere Überlebenschance bekommt.
ZÄRTLICHKEITEN
Was uns besonders freute, war der steigende Austausch von Zärtlichkeiten. Das Wangenreiben beobchten wir
nun ständig. Hin und wieder versucht das Männchen das Weibchen zu umwerben. Seine Zurückhaltung ist wohl
dem wachsenden Trieb der Fortpflanzung gewichen. Das Weibchen nahm seine Umwerbungen wohlwollend auf und mit
jedem Tag wuchs unsere Hoffnung, daß es zu einer Paarung kommen könnte. Wir werden sehen, was uns die Zukunft
bringt.
Weitere Beobachtungen und Schilderungen über den Projektverlauf werden folgen, sobald es etwas wichtiges
zu berichten gibt.
RATLOSIGKEIT
Wir haben den 23.03.2003. Unsere Katzen sind seit über zwei Wochen verschwunden. Anfangs glaubten wir wieder
an ein "Versteckspiel" wie es schon oft vorgekommen ist. Wir nutzten die Zeit um Film- und Fotomaterial zu
sortieren und die Geschehnisse niederzuschreiben. Nachdem aber 3 Tage vergingen, ohne daß wir auch nur eine
der beiden Katzen zu Gesicht bekamen, wurden wir nervös. Wir begannen die Gegend sporadisch mit Ferngläsern
und den Zoomobjektiven unserer Kameras abzusuchen. Als nächstes fuhren wir an die von den Tieren beliebten
Stellen, danach an die weniger genutzen. Da wir jedoch keine frische Spur finden konnten, mußten wir die Suche
bedeutend ausweiten. Ab sofort suchten wir das Testgebiet kreisförmig ab, indem zwei Fahrzeuge in entgegengesetzter
Richtung und in wachsenden Kreisen auseinanderfuhren.
Die hohe Dichte an Beutetieren sollte uns das Auffinden der Raubkatzen erleichtern - dachten wir, denn eine
Jagd muß einfach zu sehen sein. Und genügend Beutetiere geben ausreichend Jagdgelegenheiten. Doch wenn wir
eine Staubfahne vom Boden aufsteigen sahen, waren es entweder Löwen oder Hyänen, die auf Jagd waren. Weder
unser Gepard, noch die Jaguarin war auszumachen. Nach 12 Tagen gaben wir auf. Nun versuchten wir, über
Einheimische, Behörden oder auch die Safari-Reisende zu erfahren, wo sich unsere beiden Raubtiere befanden.
Bis heute blieb aber jegliche Nachfrage erfolglos.
So langsam macht sich Resignation breit. Zur Zeit sitzen alle im Camp und gehen die Wegepläne der letzten
Monate durch. Jede Spur, die die Katzen in den Beobachtungsmonaten gegangen sind, wird überprüft, ob wir
nicht doch ein Fleckchen vergessen haben. Jeder Weg, der protokolliert wurde, soll in den nächsten Tagen
noch einmal abgefahren werden.
Langsam aber sicher schleicht sich jedoch das Gefühl ein, daß unsere Katzen einem Verbrechen zum Opfer
gefallen sind. Ob es Wilderer gewesen sind, oder militante Tierschützer, die unsere Arbeit einfach nicht
begreifen wollen; wir wissen es nicht. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob sie wirklich tot sind. Die
Ungewißheit läßt aber die Hoffnung zu, daß vielleicht irgendwo unsere Raubkatzen herumtollen und das Leben
genießen. Hoffen wir das Beste für die Beiden. Wir haben sie trotz der Distanz, die wir wahren wollten, sehr
lieb gewonnen.
Wir werden mit weiteren Informationen aufwarten, wenn wir mehr wissen.
FRAGEN ÜBER FRAGEN
Die letzte Wochen waren sehr nervenaufreibend gewesen. Tage- und Nächtelang waren
wir auf der Suche nach unseren Katzen. Letzten Endes und glücklicher Weise
fanden wir sie weit im Süden weit außerhalb des abgesteckten Territoriums.
Warum sie sich soweit entfernt haben, bleibt uns ein Rätsel. Ebenfalls das "Wie",
denn ca. 450km sind auch für Raubtiere keine einfache Sache. Noch mehr jedoch
ist es uns unverständlich, daß sie sich ein Gebiet "ausgesucht" haben, in dem
es nur so von Touristen wimmelt. Von Abgeschiedenheit und Ruhe kann nun keine
Rede mehr sein. Jeden Tag fahren unzählige Touristengespanne durch das neue
Revier. Tagtäglich müssen wir uns gegen zu aufdringliche Fotografen und
Amateurfilmer erwehren, welche unsere Arbeit schwer behindern. Zugunsten der
Willensfreiheit der Raubkatzen haben wir jedoch dagegen entschieden, sie wieder
zurück zu bringen.
Trotz aller nun auftretenden Widrigkeiten gibt es für uns Anlaß zur großen
Freude. Seit 2 Tagen beobachten wir die Jaguarin, wie sie scheinbar eine Höhle
herrichtet. Auch ihre Körperfülle hat augenscheinlich zugenommen. Für uns hieße
das, daß das Expermient dem Erfolg einen riesen Schritt näher gekommen ist, denn
das sind untrügliche Hinweise für Nachwuchs. Ohne dem Ende vorgreifen zu wollen,
können wir jetzt aber schon behaupten, daß Gepard und Jaguar selbständig und
freiwillig die Paarung vollzogen haben und somit den Beweis erbracht haben,
daß eine vollständige Trennung hinsichtlich der Arten nicht mehr gerechtfertig
ist. Auch steigt die Hoffnung, dem Geparden endlich eine Möglichkeit gegeben
zu haben, seinen Fortbestand zu sichern. Gewißheit werden wir jedoch erst in ein
paar Wochen haben, wenn die Kleinen geboren sind.
ABWARTEN
Seit nunmehr 4 Wochen wird immer deutlicher sichtbar, daß die Jaguarin trächtig
ist. Auf eine Untersuchung wollen wir verzichten, da wir dazu das Weibchen betäuben
müßten. Jedoch wäre sie dadurch großem Streß ausgesetzt, was sich negativ auf
ihre Trächtigkeit auswirken könnte. So lange es also dem Weibchen augenscheinlich
gut geht, werden wir sie nur beobachten. Zudem zeigt sie aufgrund ihres
Mutterinstinktes ein zunehmend aggressives Verhalten, was uns zur größten Vorsicht
mahnt. Das Männchen hingegen zeigt sich sehr oft in der Nähe der Jaguarin.
Nicht daß er als Nahrungsbeschaffer agiert, dafür sehen wir das Weibchen zu oft
bei der Jagd, jedoch läßt er recht häufig dem Weibchen Beutereste liegen läßt,
wovon sie dann auch frißt. Er übernimmt so, wenn wir das mal aus menschlicher
Sichtweise sehen wollen, bewußt oder instinktiv die Vaterrolle.
Wir nehmen an, daß die häufigen Kontakte gezielt vom Männchen auch zum Austausch
von Zärtlichkeiten genutzt werden. Er versucht auf diese Weise eine stärkere
Bindung des Jaguarweibchens an sich zu erreichen und indirekt seinen Besitzanspruch
geltend zu machen. Untermauern wollen wir diese Vermutung mit der Beobachtung,
daß der Gepard regelmäßig seine Pfote auf den Rücken des Weibchens auflegt.
Nicht selten kommt es jedoch zu einer heftigen Abwehrreaktion durch das Weibchen,
was auf einen Interessenskonflikt diesbezüglich hindeutet. Wahrscheinlich wird
es noch viele weitere spannende Beobachtungen geben, ehe die Jungen geboren werden.
VERZÖGERUNGEN
Nach bisherigem Wissen zu urteilen, mußte die Geburt der Jungen vor 7 Tagen erfolgt sein.
Die Jaguarin war in den letzten Tagen kaum zu sehen und wenn doch, dann bewegte sie sich
sehr schwerfällig und machte einen sehr kranken Eindruck. Auch fraß sie wenig, was uns
große Sorgen bereitete. Der Gepard blieb zwar immer an ihrer Seite, was ihr einen gewissen
Schutz gewährte, jedoch half das der Sache wenig, denn wirklich helfen konnte er nicht.
Unser Vorhaben, die Jaguarin nicht zu untersuchen, haben wir heute zugunsten der Jungen
aufgegeben. Wir möchten einfach kein Risiko eingehen und die Kleinen vielleicht im letzten
Moment noch verlieren. Wir gaben der Mutter eine leichte Betäubung, worüber das
Gepardenmänchen sichtlich erbost war, denn er wich nicht von ihrer Seite und fauchte böse,
wenn wir uns der Jaguarin näherten. Einer der Helfer zog sich eine tiefe Wunde zu, als er
dem - im wahrsten Sinne des Wortes - gefleckten Teufel beiseite drängen wollte. Uns blieb
nichts anders übrig, als ihm auch eine Betäubung zu verpassen,d enn die Zeit lief uns
davon. Wenn die Jaguarin wieder aus ihrer Narkose erwachte, war die Chance einer
Untersuchung dahin, denn eine zweite Betäubung duften wir der Dame nicht zumuten.
Die Untersuchung brachte jedoch keine Klarheit. Bis auf die Tatsache, daß sie ein Junges
bekommen wird, wenn alles gut geht. Das wäre zwar weniger als erhofft, aber trotzdem ein
voller Erfolg für unser Experiment. Wir entließen erleichtert die Jaguarin wieder in die
Freiheit und beobachteten amüsiert, wie der Gepard noch sehr torkelig auf den Beinen, seine
Partnerin zu schützen versuchte.
GESCHAFFT... UND WEITER?
Gestern Nacht war es soweit. Unser Kameramann suchte noch einmal gegen Mitternacht die
Jaguarin auf und hatte die wunderbare Möglichkeit, bei der Geburt des ersten Gepaguars
dabei zu sein. Wir blieben trotz Benachrichtigung per Funk im Camp. Als er gegen 1 Uhr
zurück kam, herrschte bereits eine ausgelassene Stimmung und ihm stand die Freude richtig
im Gesicht geschrieben. Was uns in diesen Momenten nicht bewußt wurde, war die Tatsache,
daß wir mit unseren Vermutungen recht hatten und damit einen großen Schritt in der
Evolution Richtung natürliche Arterhaltung machten. Daß uns nun viel Nacharbeit bevorstehen
würde und auch nicht, was dies für die Zukunft des Geparden zu bedeuten hat.
Nun, eineinhalb Wochen später haben wir das Kleine zum ersten Mal selbst zu Gesicht
bekommen. Es ist ein Männchen und obendrein ein Schwärzling! Was für eine Freude. Ganz
ungewollt wird mit diesem neugeborenen Gepaguar bewiesen, daß Melanommutation bei der
neuen Art ebenfalls möglich ist. Nun heißt es, die Entwicklung des Jungen zu verfolgen und
auch die beiden Elterntiere weiter zu beobachten, denn es ist interessant zu wissen, was
die beiden ohne unsere Nähe machen. Womöglich für weiteren Nachwuchs sorgen? Wir werden
sehen...
ERKLÄRUNG
Warum ich mich dieser Forschungsgruppe angeschlossen habe? Nun ja, ich sehe hier die
Chance, das Überleben der Geparden maßgeblich zu beeinflussen, wenn nicht sogar
sicherzustellen. Unsere Forschungen haben gezeigt, daß sich Jaguar und Gepard nicht so
unähnlich sind, die sich wahrscheinlich allein durch die räumliche Trennung so
unterschiedlich entwickelt haben. Wahrscheinlich muß in Zukunft der Jaguar, wie der Gepard
auch, einer eigenen Art zugeordnet werden. Eine ausführliche Studie darüber wird noch
veröffentlicht werden. Auf jeden Fall wird der Gepard neues Erbgut erhalten, was ihm das
Überleben in Afrikas Savannen und vielleicht sogar in bisher von ihm unbesiedelten Gebieten
ermöglichen wird. Viele Fragen mußten wir jetzt schon beantworten, und immer wieder taucht
die eine Frage nach dem Warum und dem Sinn auf. Wir hoffen, daß sich diese Frage in ein
paar Jahren nicht mehr stellt.
FOTOMATERIAL
Hier nun einmal die ersten Fotos von den Dreien... links zu sehen, der Gepard, rechts die
Jaguardame und in der Mitte der Gepaguar.
Dies ist nun eine etwas seltsam anmutende Geschichte, welche auch für sehr viel Wirbel in einem
der vielen Foren gesorgt hat. Sie ist jedoch vollkommen wahr, nur muß sie auf das reale Leben übertragen werden.
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