|
Sita - Das Leben einer Gepardin
Es war ein wunderschöner Morgen. Nach einer kalten Nacht kam die Sonne langsam
den Horizont herauf gekrochen und überflutete die Steppe mit ihrem warmen
orange-roten Licht. Langsam kam damit auch die Wärme zurück, die Ihr in der
Nacht so sehr gefehlt hat.
Nebelschwaden zogen noch tief über die Steppe und
dämpften das Sonnenlicht stellenweise in ein merkwürdiges milchiges Weiß. Die
Grillen begannen bereits wieder mit ihrem immer währenden Konzert.
Irgendwo, weit entfernt, war dumpf ein Löwe zu hören, der wohl von der
nächtlichen Jagd zurückgekehrt, noch einmal seine Gebietsansprüche weithin
hörbar bekannt machte. In der Nähe standen die Weißbartgnus und Zebras in
dichten Herden und ästen die feuchten, frischen Gräser ab. Im Gegenlicht
der Sonne bekamen die Bärte der Gnus ein glänzenden Schimmer und es wurde
klar, woher sie ihren Namen erhalten haben. Es war einer jener Morgen, an
dem etwas besonderes passieren sollte. Tausend mal schon hat es die Savanne
erlebt, aber jedes Mal ist es wieder etwas neues.
Sie lag noch faul im dichten Gestrüpp, döste vor sich hin und genoß die
wärmenden Strahlen. Sie wußte es würde ein großer Tag werden. Große Tage
beginnen immer mit einem so schönen Sonnenaufgang. Als sie ihr Leben beginnen
sollte, war es genau so. Ihre Mutter hat viel darüber erzählt. Nun war
sie an der Reihe und ihr Instinkt leitete sie auf unsichtbaren Bahnen.
Ihr Gespür war das einzige, woran sie sich im Augenblick halten kann.
Erfahrungen hat sie keine, ihre Mutter ist seit Wochen fort und ihr
Begleiter hatte sie nur während der Zeit ihrer Paarung im Sinn. Hilfe
konnte sie von ihm nicht erwarten. Aber sie war klug und sie hat während
ihrer Lehrzeit sehr gut aufgepaßt. Nun war es an der Zeit das Gelernte
auch anzuwenden. Zum ersten Mal im Leben wird sie Verantwortung übernehmen
und sie freute sich darauf.
Sie ahnte, daß sie heut nicht zur Jagd kommen würde. Das brauchte sie
eigentlich auch nicht, denn gestern hatte sie ein junges Impalakalb
geschlagen, das sie diesmal nicht mit den Hyänen teilen mußte. So hatte sie
genügend Zeit für ein gutes Mahl und als sie satt war, übernahmen die Geier
den Rest. Den übrigen Tag hatte sie abwechselnd mit wandern und dösen verbracht.
Dösen hatte sie heute auch vor, denn wandern konnte sie nicht. Die Krämpfe,
die sie seit Tagen plagten, waren dafür zu stark. Manchmal brachten sie
sogar die Schmerzen an den Rand des Wahnsinns. Sie wußte nicht wohin, was
dagegen tun und fiel dabei sehr oft in einen Dämmerzustand, der zumindest
die Qualen etwas linderte. Und dabei träumte sie...
Wovon träumte sie? Das weiß ich nicht. Aber Sita ist eine junge Gepardin,
die bereits einiges erlebt hat. Sie weiß, wie schwer das Leben eines Geparden
ist und mit wieviel unzähligen Problemen man als gepunktete Katze zu kämpfen hat.
Vielleicht träumt sie davon, daß es Ihre Kinder einmal leichter haben werden.
Und daß sie ihnen eine gute Mutter und Lehrmeisterin sein kann. Denn das Leben
ist hart und voller Gefahren für die Kleinen.
Beobachten wir doch diese junge Familie über die nächsten Monate. Ich bin
mir sicher, wir werden spannende und auch viele glückliche Stunden erleben.
Die Entwicklung vom Baby zur schoenen Gepardin

(c) Shirárch 26.09.2010
|