|
Man kann ein Buch nicht immer für bare Münze nehmen. Vor allem, wenn man sich
thematisch auf Neuland begibt. Man kann sich aber einen kleinen Überblick
verschaffen, seinen Wissensstand erweitern. Man sieht dadurch einen kleinen
Teil des Großen Ganzen und bekommt dadurch 'Lust auf mehr'.
Anders sieht es aus, wenn man den Verfasser kennt, und dessen Meinung in
verschiedenen Gesprächen kennenlernen konnte und auch mit ihm teilt. Man knüpft
dann bestimmte Erwartungen an sein Werk und vor allem weiß man, daß der Autor
keinen Unsinn schreibt. So bin ich voller Neugier in sein neuestes Werk "Die
grüne Macho Connection" eingestiegen und war gespannt, wie er mit den
Waidmännern und deren Platitüden für ihr Handwerk abrechnet.
Hagen ist ein absoluter Gegner der Trophäenjagd und des Waidwerks. Besonders
gegen deren Auffassung 'Schützen durch Nützen' (Artenschutz durch gezielten
Abschuß). Dementsprechend habe ich ein Buch erwartet, daß gnadenlos auf die
Schlechtigkeit der Trophäenjager einhackt und sozusagen ein Scharmützel unter
den Befürwortern der Jagd anrichtet. Andere würden sagen: Ein Buch also, über
das man ob seiner Agressivität und damit verbundener fehlender Sachlichkeit
nur müde lächelt und bei neutraler Betrachtung nicht ernst nehmen kann.
Was ich dann nach 338 Seiten feststellen mußte, war eine durch und durch objektive
Abrechnung mit der Jägerschaft. Nicht mit Schimpf und Fluch hackt Hagen auf die
Jagd ein, sondern durch eine penible Zerlegung der Rechtfertigungsversuche
derer, die sich nach wie vor als die "Herren von Welt" bezeichnen. Jedes
"Argument" erhält ein eigenes Kapitel und wird Stück für Stück zerlegt. Es
spielt keine Rolle, ob die Argumente der Jäger an den Haaren herbeigezogen,
verdreht oder einfach dumm sind - Hagen vermittelt in seiner Gegendarstellung
durch seine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Biologie ein Bild, welches
das Waidwerk ziemlich alt aussehen läßt und die verbreiteten Falschinformationen
ins rechte Licht rückt.
Wie tier- und auch menschenverachtend die Trophäenjäger agieren beweist
folgendes Zitat von Lord Baden-Powell (Begründer der Pfadfinderbewegung):
"Der längste Marsch wird kurz,
wenn man dabei noch Tiere jagt,
seien es Löwe oder Leopard,
Wildschwein oder Bock,
Nigger oder gar nichts."
Wer interessiert ist, was genau hinter diesem Vers steckt und wie Hagen damit
umgeht, der findet in dem Buch "Die Grüne Macho Connection" die passende Antwort.
Man wird überrascht sein. Auf jeden Fall kann ich dieses Buch für jeden
empfehlen, der sich mit der Jagd beschäftigt - egal ob Befürworter oder Gegner,
denn noch nie wurde so offen und schonungslos aber argumentativ sehr stark und
fundiert mit dem blutigen Handwerk der Grünröcke abgerechnet.
Es ist schwer, dieses umfassende und kompromißlose Buch zu beschreiben, weil
man theoretisch viele Zitate einbringen müßte, um zum Beispiel auch der Vielfalt
gerecht zu werden. Das geht natürlich nicht. Dennoch möchte ich viele Leser für
das Buch gewinnen, weil es wirklich lesenswert, informativ und Augen öffnend ist.
Deshalb: Wer die weniger persönliche Empfehlung möchte, dem zitiere ich hier
noch den Originaltext vom Buchrücken:
"Gar lustig ist die Jägerei allhier auf grüner Heid - wie auch in fernen Ländern
wohl nur noch für die Waidmänner. Denn die Trophäenjagd mit all ihren Spielarten
ist eine facettenreiche Aktivität einer kleinen, straff organisierten Minderheit,
die es versteht, von ihrer blutigen Freizeitbeschäftigung ein verklärtes Bild
zu pflegen: Da hegen tierliebende, naturverbundene Jäger unser Wild und kommt
es zum Schuß, dann nur, um regulierend in den Wildbestand einzugreifen.
Als Autoren zahlreicher Naturbücher haben die Verhaltensforscher Wally und Horst
Hagen jahrzehntelang Jägern aller Schattierungen über die Schulter geschaut
und setzen sich in ihrem neuen Buch kritisch mit den verschiedensten
Rechtfertigungsversuchen der Waidmänner auseinander. Die oftmals weitreichenden
Auswirkungen der Jagd auf ökologische Verhältnisse, Verhaltens-, Fortpflanzungs-,
Evolutionsbiologie und weitere biologische Disziplinen werden ebenfalls sachlich
dargestellt.
Besonderes Augenmerk schenken die Autoren auch dem Wandel großer
Naturschutzorganisationen, die einst ausschließlich dem Schutz der Natur verbunden,
heute aber, wenn es zum Beispiel um die Bestandsdichte von Elefanten in
Nationalparks geht, als Befürworter der Trophäenjagd entlarvt werden.
Ein kritisches Buch über Leben und Sterben, Tod und Töten."
"Die Grüne Macho Connection"
von
Wally und Horst Hagen

Hier können Sie das Buch direkt bestellen --> Tecklenborg Verlag.de
|
|