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Sonnenaufgang über der Serengeti   Sonne über der
Serengeti.
Fluch und Segen
für den
Fotografen
  Sonnenuntergang über der Serengeti

Fotosafari


Jeder der schon einmal in Afrika war, wird wissen, wie schwer es ist, gute Fotos zu machen. Schon allein die Lichtverhältnisse machen einem das Leben ganz schön schwer. Damit dies in Zukunft besser klappt, möchte ich hier zwei Profis der Naturfotografie "zu Wort" kommen lassen. Es sind Fritz Pölking und Norbert Rosing. In Teilen habe ich sie auf der folgenden Seite aufgrund besseren Verständnisses zitiert.

Wir gehen davon aus, daß es sich bei Ihrer Fotosafarie nicht um einen kamerabewaffneten Urlaub handelt. Geparden sind sehr neugierigDenn der sieht ungefähr so aus: 5-7 Leute in einem Kleinbus, gleich nach dem Frühstück gestartet und für ein paar Stunden quer durch die Savanne gegondelt. Hier und da für wenige Minuten gehalten, 5-6 Fotos geknipst und weiter zum nächsten Tier. Gut, für einige mag das die Art Abenteuer sein, welches sie gesucht haben. Es macht Spaß, ist abwechslungsreich und nie langweilig, denn wenn sich die Löwen zum Dösen hinlegen, fährt man eben weiter. Man sieht, wenn der Tag gut war, eine Menge Tiere, hat auch ein paar ordentliche Beweisstücke, daß man dabei war. Es reicht jedoch nicht, um wirklich gute Fotos zu schießen. Pölking und Rosing nennen dies auch "Paparazzifotografie". Ist, finde ich, ziemlich treffend.

   Reisetips

Wer also wirklich außergewöhnliche Tierfotos machen will, dem seien folgende Tips von Pölking und Rosing angeraten: Keine Gruppenreisen! Denn die Mitreisenden machen es nur einmal mit, wenn man 3 - 4 Stunden wartet, bis das Tier seinen Kopf in die gewünschte Position hebt.

sehr schönes Gepardenproträt Erste und streßfreie Möglichkeit: Man geht in ein Camp, wie etwa das Governor's Camp, das Intrepid's Camp, das Mara River Camp oder das Mara Buffalo Camp in der Masai Mara, wo man Allradfahrzeuge zur Alleinnutzung mieten kann und auch einen Fahrer bekommt, der die Gegend kennt. Der rießengroße Vorteil ist, daß man überall halten kann, wo man will und wie lange man will. Angenehm ist's in den Camps, so daß man dies durchaus auch noch als Urlaub bezeichnen kann.

Weitaus abenteuerlicher ist da die zweite Möglichkeit: Zeltsafarie ab Nairobi. Auch gut, wenn man sich nicht auf die Masai Mara beschränken will. Man bucht im Reisebüro eine Zeltsafarie und in Nairobi wartet ein vollgepackter Geländewagen mit Koch, Fahrer und dem kompletten Equipment, was man für eine solche Safarie braucht. Man fährt also in die Parks, in welche man möchte und bleibt so lange dort, bis man die Fotos hat, die man unbedingt haben wollte. Das ist die Freiheit, die man braucht für optimale Tierfotografie. Die beiden Naturfotografen empfehlen die Tour auf jeden Fall zu zweit zu unternehmen.

   Brennweiten und optische Qualität

"Die wichtigsten Brennweiten für uns auf dieser Fotosafarie (für das Buch "Geparden", Anm. von mir) waren 300 und 400mm. Etwa 80% aller Fotos machten wir mit Objektiven dieser Brennweiten. Den Rest mit 28-70, 80-200, 500 und 600mm. Wenn wir in Zukunft auf Fotosafaris nur ein Objektiv mitnehmen dürften, dann würden wir ein 400mm Objektiv nehmen. Bei zwei das 400er und ein 80-200mm. Bei drei Objektiven das 400er mit 1,4x Konverter, ein 80-200 und ein 28-70mm.

Die optische Qualität ist heute bei allen Objektiven mit Sondergläsern hervorragend. Wir hatten mit von Canon 4,0/300L und 4,5/500L, von Leica 2,8/280 und 2,8/400mm Apo, von Nikon 4,0/300 ED und 3,5/400mm ED - man konnte nachher auf dem Lichtpult praktisch keine Qualitätsunterschiede sehen, egal, ob die Dias mit dem 'billigen' 300L von Canon oder mit dem 5 bis 10x so teuren 400ern von Nikon und Laica gemacht wurden.

   AF oder MF?

Autofokus oder manuelle Scharfstellung? - eine Frage nur für die echten Profis, denn die Gedanken, welche sich P.+R. gemacht haben, sind ehrlich gesagt, jenseits von gut und böse. Ganz kurz die Zusammenfassung: Fotografie ohne Autofokus ist heute denkbar unmöglich geworden. Mit manuellem Fokus zu arbeiten macht mehr Spaß, aber mit dem Autofokus bekommt man die besseren, schärferen und interessanteren Bilder. Manuell zu fokussieren ist ruhiger, man kann bequemer gestalten. Jedoch ist man wesentlich langsamer als der Autofokus, bis die Schärfe 'auf dem Punkt liegt'. Nachprüfen kann man dies am besten mit der Schärfenanzeige in der Kamera. Man stellt normal scharf und prüft, ob die Schärfenanzeige leuchtet - meist tut sie das nicht und man muß einen Hauch nachfokussieren. Aber genau dies ist der Unterschied zwischen scharf und wirklich scharf.

Wenn es dann aber zur Sache geht - actiongeladene Naturfotografie, etwa bei der Jagd, dann kann man die Kameras ohne AF praktisch beiseite legen. Bei MF sind hierbei 99 von 100 Fotos unscharf! Legt man dann das eine auf das Leuchtpult, dann ist dieses ebenfalls noch unscharf gegenüber dem, was der AF liefert. Hier erhalten Sie 50% scharfe Fotos und dann sogar die Bilder mit dem 'Blub'. Jetzt fragen Sie sich natürlich, was der Blub in der Fotografie zu suchen hat. Ganz einfach:Es ist wirklich so, wie mit dem Spinat. In der TK-Truhe liegen etliche Packungen Spinat; alle sehen gleich aus, haben den selben Inhalt, aber was nehmen Sie? Die mit dem 'Extra Blub Sahne'. Genauso ist es in der Fotografie. Wenn auf dem Leuchtpult der Redaktion, eines Lektors oder einer Bildagentur 30-40 Dias mit Geparden von unterschiedlichen Fotografen liegen, dann wird man sich diese mit dem Extra-Blub herausfischen.

Es geht also darum, sich mit seinen Fotos von der Masse abzuheben, die besonderen Szenen eines Tierlebens zu liefern und damit eindrucksvolle Einblicke in das Leben dieses einen Tieres zu ermöglichen. Aus diesem Grund ist es nötig und wichtig, daß man viel Zeit mit dem Tier verbringt und eben nicht den Fototourismus begeht, wie es 90% der Afrikareisenden tun.

   Filme

Die Wahl der Filme war für die analoge Fotografie von enormer Bedeutung. Lichtempfindlichkeit, Körnung und Farbwiedergabe sind für gute Fotos ein entscheidender Faktor. Zu einer Zeit, in der die digitale Fotografie immer mehr an Bedeutung gewinnt, möchte ich diesem Thema nur sehr beschränkten Raum widmen. Zumahl es eine Wissenschaft für sich ist, wenn es um die Wahl des Filmmaterials geht. So passierte es zum Beispiel, daß P.+R. einen bewährten Film aus der Fotografie im Bayrischen Wald mit nach Afrika nahmen und genau dieser Film bei den extremen Lichtverhältnissen völlig versagte. Außerdem scheint die Qualität der Filme von Jahr zu Jahr stark zu schwanken, wenn man den Erkenntnissen der Autoren Glauben schenken darf. Insofern bitte ich den ambitionierten Leser zur Fachliteratur zu greifen, bzw. den aktuellen Testberichten zu entnehmen, welcher Film am besten geeignet ist.

Wichtig zu wissen ist jedoch auch bei digitaler Fotografie: geringe ISO-Zahl bei hellen, hohe ISO-Zahl bei schlechten Lichtverhältnissen. Kleine ISO-Zahl bei Actionfotografie und demnach kurzen Belichtungszeiten. Hohe ISO-Zahl bei Langzeitbelichtungen.

   Es werde Licht!

Motivfotografie: intensiver Blick in die Augen eines Träumers? "Kaum jemand auf der Welt ist so sehr von der Farbe des Lichts abhängig, wie der Naturfotograf mit seinem Diafilm in der Kamera". Es ist kaum vorstellbar, daß Licht ein Fluch sein kann. Viele mögen denken: Licht? Hauptsacher es ist hell! Ja, aber das ist nicht ganz richtig. Helligkeit kann bei der Tierfotografie in Afrika durchaus auch störend sein. Wohlgemerkt, wir reden hier ausschließlich von den Regionen um den Äquator, wo die Sonne nahezu senkrecht am Himmel steht. Hier ist das Licht von morgens 9 Uhr bis nachmittags 16.30 Uhr so scheußlich, daß es sich höchstens für die Actionfotografie eignet.

Wirklich gutes Licht hat man bis eine Stunde nach Sonnenaufgang und die letzte Stunde vor Sonnenuntergang. Alles andere ist zweitklassig. Klar, man kann sich mit allerlei genialen Tricks wie Schattenfotografie, Aufhellblitz und ähnlichen Spielchen behelfen, allerdings ist dies alles nur Notbehelf. Ergo, für den ambitionierten Fotografen sehr frustrierend, jedoch die bittere Wahrheit: zwei Stunden Fotolicht in Kenia, mehr gibt es nicht.

Eine interessante Entdeckung konnten Pölking und Rosing jedoch machen. Und das ist das Licht vor dem Licht. Lachen sie nicht, sondern lesen Sie weiter. Es ist ganz wichtig für Sie, wenn Sie nach Afrika wollen. Ich zitiere: "Uns fiel auf, daß das allerbeste Fotolicht vor Sonnenaufgang war. Nicht der blutrote Himmel kurz vor Sonnenaufgang, sondern noch eher. Das Licht ist in der Masai Mara oft schon zehn bis fünfzehn Minuten vor Sonnenaufgang da. Es ist nicht viel, aber es hat eine absolut neutrale Färbung, also nicht rot- oder blaustichig. Es ist sehr sehr weich, weil es nicht direkt vom Himmel strahlt, sondern um die Erdkrümmung kommt, und vom Himmel nur reflektiert wird.

Dieses ganz frühe, ganz wenige Licht in der Mara vor Sonnenaufgang bringt alles zu einem unbeschreiblich intensiven Ausdruck und taucht Landschaft und Tiere in eine unglaubliche Atmosphäre. Leider dauert es nur wenige Minuten und ist auch so schwach, daß man die Tiere bei Velviafilm mit Blende 4,0 und 1/4 bis 1/15 Sekunde belichten muß. Aber wenn es gelingt bekommt man traumhafte Bilder... Wenn Sie Geparden fotografieren wollen, so fahren Sie am besten um 5 Uhr raus, damit Sie 'dieses Licht' mitnehmen können."

Ihnen ist vielleicht schon aufgefallen, daß bei den meisten Fotos die Katzen ihre Augen zu zwei drittel geschlossen haben. Das rührt von dem grellen Licht der steil am Himmel stehenden Sonne. Ganz früh oder auch sehr spät, wenn es eigentlich zu spät zum Fotografieren ist, "dann bekommen die Geparden wunderbare große, helle bis bernsteinfarbene Augen - und diese sind so faszinierend und beeindruckend, daß man am liebsten alle über Tag gemachten Dias wegwerfen möchte".

   Einige Tips aus der Praxis

Eine aufmerksame Gepardin, hat sie Beute oder Feinde entdeckt?Fotografieren Sie nicht aus dem Autodach, auch wenn es alle anderen tun. Sie fotografieren damit den Tieren auf den Rücken, wodurch sie optisch kurze Beine bekommen; auch der Hintergrund sieht scheußlich aus. Eine wesentlich bessere Perspektive haben Sie aus dem Wagenfenster. Nutzen Sie als stabile Auflage einen Sandsack oder besser noch ein Scheibenstativ. Benutzen Sie wegen des vielen Regens in der Mara das abgeschnittene Vorderteil eines alten Gummistiefels als Sonnenblende. Mit einem Gummi umgebunden können Sie sogar noch fotografieren, wenn der Regen fast waagerecht auf Sie zukommt. Bringen Sie viel Zeit und Lust mit, denn der Frust kommt zwangsläufig. Wenn Sie aber richtig gute Tierfotos machen wollen, dann verbringen Sie ausschließlich Ihren Tag bei dem Tier, auch auf die Gefahr hin, daß Sie sensationelle Fotos auf anderen Gebieten verpassen. Pölking und Rösing waren den ganzen Tag von vor Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang unterwegs! Nur so haben Sie die Möglichkeit, Ihr Tier - den Geparden - ins rechte Licht zu rücken. Bedenken Sie, der Gepard, wie auch viele seiner Nachbarn, sind von der Ausrottung bedroht. Sie haben die Möglichkeit, mit guten Fotos, die Menschen für diese Tiere zu sensibiliseren und damit einen großen Beitrag für den Schutz dieser wundervollen Katzen zu leisten. Nutzen Sie diese Möglichekit! Cheetah hat es verdient.

(aus "Geparde", Fritz Pölking und Norbert Rosing, Tecklenborgverlag)


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Shirárch 27.09.2010