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Jagdstrategie
Betrachten wir als erstes den
Regelfall, da er eben 'Gepardypisch' ist. Im Anschluß
erfahren sie von weiteren Strategien und
Verhaltensweisen, die zwar eher selten sind, aber
beobachtet wurden und den Geparden in seiner ganzen
Vielfalt zeigen:
Ehe ein Gepard überhaupt erst auf Jagd gehen kann, muß er die Jagd erlernen. Daß tut er, indem die Jungtiere der Mutter zuschauen, während sie ihre Künste vorführt. Die konditionellen Fähigkeiten erwirbt sich die Katze beim Spielen. Deshalb werden sie in der freien Natur die Jungtiere in einer nie enden wollenden Balgerei erleben. Doch dazu erfahren Sie mehr im Kapitel "Leben".
Der Gepard benötigt für seine Jagd die offene Savanne.
Dort wo er seinen Geschwindigkeitsvorteil voll ausnutzen
kann. Oft jagt der Gepard in den frühen Morgenstunden.
Zu einer Zeit, wenn sich die anderen Jäger zur Ruhe
legen, die Beutetiere noch etwas steif von der kalten
Nacht sind und die Sonne noch nicht ihre volle Kraft
erreicht hat.
Sobald der Gepard seine Morgenrituale (Strecken und
Schlecken) erledigt hat, beginnt er nach Beute Ausschau
zu halten. Er nutzt dabei gerne kleine Erhöhungen wie
Termitenhügel oder Steinhaufen, die auch als Kopjes
bezeichnet werden. Sein Vorteil ist dabei seine Sehschärfe,
die das Vermögen eines Fernglases mit 8-facher Vergrößerung
hat.
Hat er ein Opfer erspäht, schleicht er sich bis auf 30,
40 Schritte heran und nutzt dabei das hohe Gras als
Deckung. Das Anschleichen dauert von fast gar nicht
erkennbar bis hin zu 2 Stunden geduldiges
Ausdaueranschleichen.Hat er die Distanz zur Beute auf ein
'erfolgversprechendes' Maß reduziert, verfällt er in
einen lockeren Trab, so daß die Beute auf ihn aufmerksam
wird und die Flucht ergreift.
Es wird behauptet, daß der Gepard lange vor Eröffnung
der Jagd sein Opfer ausgesucht hat. Oftmals trifft er
seine Wahl aber erst dann, wenn das erste Tier
losgelaufen ist. Denn dieses ist sein Opfer.
Jetzt beschleunigt der Gepard innerhalb von Sekunden auf
seine Höchstgeschwindigkeit und jagt dem Opfer hinterher.
Diese Verfolgung zieht sich nicht sehr lange hin. Nach
500 - 600 Metern hat er seine Beute eingeholt oder die
Jagd abgebrochen. Das muß er auch, denn in dieser
Hochgeschwindigkeitsphase erhitzt sich sein Körper so
stark, daß die Temperatur auf 41°C ansteigt. Auch sind
sämtliche Energiereserven aufgebraucht, so daß der
Gepard zu einer Fortsetzung der Jagd nicht in der Lage
ist.
Hat er sich nicht von Ablenkungsversuchen und Ausweichmanövern
abhängen lassen und das Opfer eingeholt, bringt er es
mit einem Schlag seiner Vorderpfote ins Straucheln, wobei
sich die Afterkralle - eine sehr scharfe Kralle an der
Innenseite seiner Vorderpfoten - tief in Flanken der
Beute verhakt. Das Tier wird niedergerissen und noch ehe
sich die Staubwolke verzogen hat, verbeißt sich der
Gepard in der Kehle des Opfers. Aufgrund des eintretenden
Sauerstoffmangels stirbt die Beute sehr schnell. Außerdem
sammel sich durch die reduzierte Luftzufuhr Kohlendioxyd
in der Lunge des Opfers und betäubt es.
Damit der Gepard nicht auch den Erstickungstod erleidet,
hat er vergrößerte Nasenlöcher, durch die er seinen
Lungen mit 150 Atemzügen pro Minute Luft zuschaufelt.
Nach der Jagd ist der Gepard aber zu erschöpft um sofort
zu fressen. Er liegt so zu sagen neben der leckeren Beute
und kriegt keinen Bissen runter!
Er benötigt 15 Minuten bis 20 Minuten, manchmal auch bis
zu einer halben Stunde, um sich wieder zu erholen. Während
dieser Zeit ist er selbst wehrloses Opfer für
angreifende Raubtiere. So wird ihm oft die Beute von Hyänen
oder Löwen einfach weggenommen. Meistens werden diese
Raubtiere eben dadurch angelockt, weil Geier bereits kurz
nach dem Erlegen über Jäger und Beute kreisen und somit
weithin sichtbar, den Ort der erfolgreichen Jagd
markieren. Dem Pardi bleibt dann nur die Flucht. Wenn er
Glück hat, kommt er mit dem Leben davon.
Nun fragen sich einige, warum dieser ganze Aufwand, wenn
der Gepard am Ende doch Gefahr läuft, seine Beute zu
verlieren? Warum zeigt er sich seiner Beute, ehe er in
den Sprint übergeht? Warum hetzt er nicht gleich los, um
die Impalas eher zu erreichen und sich somit Kraft zu
sparen? Warum also dieser lockere, auffällige Trab...?
Nun, der Gepard war derjenige im Laufe der Evolution, der
sich der schnellen Grasfresser annahm. Und um sie zu
erjagen brauchte er eine Spezialisierung, die ihn befähigt
dieses Ziel zu erreichen. Er kann heut gar nicht mehr
anders.
Schon allein sein leichter Körperbau verurteilt ihn zu
solch aufwendiger Jagdweise, da er als 'Sumoringer' wie
die schwergewichtigen Löwen einfach zu schwach wäre. Er
läuft dabei ernsthaft Gefahr lebensgefährlich verletzt
zu werden.
Er baut einzig und allein auf die Erschöpfung seiner
Beute...
Es ist schon beobachtet worden, daß ein Gepardenmännchen
über ein Gazellenkitz 'stolperte', ohne dies sofort zu töten!
Das verängstigte Kitz blieb einfach starr am Boden
sitzen. Erst nachdem Cheetah das Kitz mit den Pfoten
anstubste und aufzuscheuchen versuchte, rannte die kleine
Gazelle los. Und nun griffen wieder die normalen
Mechanismen beim Geparden: Hetzjagd - niederreißen -
Luft abdrücken. Und dieses 'Luft abdrücken' ist für
eine erfolgreiche Jagd so unheimlich wichtig.
Der Gepard hat einen zu schwachen Kiefer, um wie Löwe
und Leopard die Halswirbelknochen der Beute aufzuhebeln
und das Rückenmark zu durchtrennen. Der Gepard ist im
Allgemeinen zu schwach und zu wenig massiv, um einen
langen Ringkampf mit der Beute zu führen.
Er ist
wirklich darauf angewiesen, daß das Tier vor Körperkontakt
außer Atem kommt und er es danach mit dem Zudrücken der
Luftröhre einfach und auch sicher töten kann.
Sicher deswegen, weil das erlegte Tier schwer nach Luft
ringt und damit keine Kraft zur Gegenwehr hat. Der Gepard
hingegen zieht den benötigten Sauerstoff während des
'Zubeißens' und 'Zugedrückt haltens' durch die übergroßen
Nasenlöcher und die erweiterten Luftgänge. Er läuft
also nicht Gefahr zu ersticken.
Trotz aller Widrigkeiten ist der Gepard, gemessen an den
Jagdversuchen, bis es zum Beuteschlag kommt, der
erfolgreichste Jäger unter den Raubtieren.
(c) Shirárch 26.09.2010
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