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Anatomie, Evolution und Genetik der Geparden
(Acinonyx jubatus)
von Dr. sc. nat. Christian Zuppinger
für René Noack (www.gepardenland.de)
März 2002
1. Der Gepard
Der Gepard (Acinonyx jubatus) ist das schnellste landlebende Säugetier. Er kann
innerhalb weniger Sekunden seine Geschwindigkeit aus dem Stand bis zu 110 km in
der Stunde steigern, was ihm unter günstigen Umständen erlaubt, jedes flüchtende
Beutetier in der Savanne einzuholen. Zwar ist der Gepard heute vor allem für
seine Rekordleistung bei der Jagd bekannt, aber seine ästhetische Erscheinung hat
die Menschen seit jeher fasziniert. Das blassgelbe Fell ist von runden schwarzen
Flecken durchsetzt, deren Muster individuell verschieden für jeden einzelnen
Gepard ist. Verstärkt wird der erhabene und ernste Eindruck der Tiere durch den
schlanken Körper und die typischen, dunklen "Tränenstreifen" im Gesicht.
Geparden werden bis 1,5 Meter lang und 45-65 Kilogramm schwer bei einer
Schulterhöhe von 70 cm. Sie werden mit 24-36 Monaten geschlechtsreif und die
Paarungszeiten sind unregelmässig. Das Eindringen eines anderen Gepards in ein
markiertes Jagdrevier wird nur während den kurzen Paarungszeiten akzeptiert. Die
ein bis fünf Jungen werden nach einer Tragzeit von etwa 3 Monaten geboren (etwa
10% überleben bis zum Erwachsenenalter). Sie werden im Alter von einem halben
Jahr entwöhnt, bleiben aber 2 Jahre bei ihrer Mutter, von der sie die Jagd erlernen.
Geparden können in Gefangenschaft bis 15 Jahre alt werden, in der Natur nur etwa
die Hälfte.
Ursprünglich erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Gepards vom Kap der
Guten Hoffnung zum Mittelmeeraum und weiter über die Arabische Halbinsel bis
nach Afghanistan. Er verschwand um 1940 aus Indien und jene ca. 200 frei lebenden
Tiere in Iran stellen wohl die letzten Vertreter der asiatischen Geparden dar.
Die gesamte Populationsgrösse hat von geschätzten 100'000 um 1900 zu heute
ungefähr 15'000 frei lebenden Geparden abgenommen. Die Tierart ist im internationalen
Artenschutzabkommen CITES im Anhang I aufgenommen und der Handel ist untersagt,
wobei für die Herkunftsländer abweichende Bestimmungen gelten. Zur Zeit existieren
zwei Hauptverbreitungsgebiete. Das eine in Ostafrika (Kenia und Tansania) und
ein zweites, in Südafrika (Namibia und Botswana). In Gefangenschaft werden um
die tausend Geparde in ungefähr 160 Wildparks und Zoos gehalten (Stuart Well,
University of Maryland, 1997).
Die erste verbriefte Zoohaltung von Geparden in Europa begann in London um
1829. Die Haltung von Geparden geht aber bis 3000 Jahre vor Christus zurück,
wobei keine Nachzucht in Gefangenschaft stattfand und damit auch keine, über
die Gewöhnung an den Menschen hinausgehende, Domestizierung. Die
Paarungsbereitschaft der Tiere ist äusserlich nicht zu erkennen, dennoch
tolerieren sie nur in dieser kurzen Zeit die Anwesenheit von Artgenossen in
ihrem Revier. Dank guter Zuchterfolge in spezialisierten Wildparks
(http://www.dewildt.org.za/cheetah/index.html) wurde der Gepard heute in
Südafrika wieder von der Liste der gefährdeten Arten gestrichen, die eigentliche
Gefährdung besteht aber weiterhin in der Zerstörung des natürlichen Lebensraumes.
Daran ändern auch technologisch anspruchsvolle Projekte, wie etwa das reproduktive
Klonen von asiatischen Geparden nichts
(http://ens.lycos.com/ens/oct2000/2000L-10-24-01.html), die zudem das Erlernen
des natürlichen Verhaltens der Jungen über die Mutter zu wenig berücksichtigen.
(c) Shirárch 27.09.2010 |